• Soll ich zur Wahl gehen oder nicht? In der interaktiven Ausstellung am Münsterplatz 25 kann man einem Zwiegespräch im Kopf lauschen und sich selbst den Spiegel vorhalten. Foto: Stefan Loeffler
  • Wenn es um die persönliche Bedeutung der Heimstadt geht, fallen die Antworten sehr vielseitig aus. Foto: Stefan Loeffler

Das Zwiegespräch im Spiegel

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Das Zwiegespräch im Spiegel

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Es gibt viele Fragen. Und sehr viele Antworten. In der interaktiven Ausstellung „Stimmt 2.0“ kann man noch bis 9. Juni im m25 alles Wissenswerte rund um die Europa- und Kommunalwahl erfahren.

Kommunal- und Europawahl? Worum geht es da denn? Muss ich da hingehen? Was bringt mir das? Oder ist meine Stimme vielleicht doch wichtig? Fragen über Fragen. Und wer seinem inneren Konflikt zusehen und lauschen möchte, kann das nun im Spiegel tun. Im Ulmer Ausstellungsraum 25. Denn hier am Münsterplatz 25 kann man nicht nur in einem Nebenraum mit Birdly über das Ulm des 18. Jahrhunderts fliegen, sondern sich auch viele Gedanken über die politische Zukunft der Stadt machen. Und über die wird ein Stück weit eben auch am 9. Juni entschieden, wenn die neuen Mitglieder des Ulmer Gemeinderats gewählt werden.

Wer sein Wahlrecht nutzt und zur Urne gehen möchte, der sollte sich im Vorfeld gut informieren. Im m25 findet man dazu jede Menge Informationen über das genaue Procedere – dazu Vorträge, Diskussionsrunden, Workshops sowie Kinoabende.

Wir empfehlen: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und erfahren Sie Wissenswertes über die Vorzüge des europäischen Gedankens, die Geschichte der Demokratie, wann und wo man wählen kann und – ganz wichtig – warum jede Stimme wirklich zählt.

Digitale Schnitzeljagd

Schülerinnen und Schüler können die Ausstellung vor Ort eigenständig erkunden. Sie haben die Möglichkeit, in Kleingruppen von zwei bis vier Personen die verschiedenen Stationen interaktiv zu entdecken. Mit der App „Actionbound“ kann man auf eine digitale Schnitzeljagd durch die Ausstellung gehen, bei der verschiedene multimediale Aufgaben gelöst werden müssen.  

Wer Fragen hat, bekommt in der vielseitig aufgebauten Schau ganz gewiss Antworten. Zudem gibt es auf Schautafeln die politischen Meilensteine in Ulm zu erkunden. Ganz zu Beginn steht da natürlich der 1397 verabschiedete Schwörbrief, mit dem das Mitspracherecht der Zünfte erweitert wurde. Von Demokratie im heutigen Sinne konnte damals jedoch noch nicht die Rede sein, denn ein Stimmrecht für die Bürgerschaft gab es im 14. Jahrhundert auch im Schatten des Münsters noch nicht. Nur etwa zehn Prozent der Ulmer Bevölkerung war an der politischen Mitbestimmung beteiligt, nämlich die in den Zünften organisierten Männer. Frauen, Gesellen, Dienstpersonal und auch Geistliche waren ausgeschlossen. 

Erst 1946 fand in Ulm die erste freie und demokratische Gemeinderatswahl statt. Die Wahlbeteiligung lag deutlich über 70 Prozent - davon kann man heute nur träumen. 36 Stadträte wurden damals gewählt, doch leider keine Frauen. Obwohl elf kandidierten, erhielt keine von ihnen ausreichend Stimmen. Doch die Mitbestimmung in der Bürgerschaft schritt voran, immer mehr Menschen wollte die Geschicke ihrer Stadt mitgestalten. 1953 streikten zum Beispiel Schüler am Ulmer Kepler-Gymnasium für dringend notwendige Baumaßnahmen. Danach entstanden weitere Bewegungen und Bürgerinitiativen. Bei Bürgerentscheiden konnten die Bürgerinnen und Bürger zu bestimmten Dingen konkret abstimmen, unter anderem 1990 bei der Untertunnelung der Neuen Straße.

Bratwurst, Kino und Münster

Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist eine eigene Meinung zu haben und sie auch zu äußern. Denn nur so kann Vielfalt in einer demokratischen Gesellschaft gelebt werden. Auch in Ulm. Und diese Meinungen können ganz unterschiedlich ausfallen, wie ein Blick auf die Kärtchen beweist, auf denen die Besucherinnen und Besucher schreiben können, was sie mit Ulm verbindet. Die Ansätze und Ansichten sind breitgefächert und können auch augenzwinkernd betrachtet werden. Hier findet man Begriffe wie Heimat und Integration, aber auch SSV 1846. Und für einen Gast war die Sache auch ganz klar. Er schrieb auf seinen Zettel: Bratwurst, Kino und Münster. 

Stefan Loeffler


Die interaktive Ausstellung „Stimmt 2.0“ ist noch bis 9. Juni geöffnet. Die Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 18 und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Für Schulklassen ist ein Besuch der Ausstellung nach Rücksprache auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Bei Interesse kann man anrufen unter 0731 161-1151 oder E-Mail schreiben an m25@ulm.de. Weitere Infos zur Ausstellung findet man auch unter m25.ulm.de