Großes Interesse an fairer und nachhaltiger Mode
Am 24. April 2013 stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh ein. Bei diesem Unglück, das durch die Missachtung von Bauvorschriften, Notfall- und Arbeitschutzmaßnahmen verursacht wurde, kamen weit über 1.000 Menschen ums Leben. Nicht nur in diesem tragischen Fall führt der Preiskampf der Fast Fashion Industrie zu verheerenden Arbeitsbedingungen und Verstößen gegen gesetzliche Vorgaben.
Um an die Katastrophe von Rana Plaza zu erinnern und gleichzeitig den Forderungen nach menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und fairer Bezahlung Nachdruck zu verleihen, beteiligen sich jedes Jahr Aktive in 70 Ländern weltweit an der Fashion Revolution Aktionswoche. In den beiden Fairtrade-Städten Ulm und Neu-Ulm gab es aus diesem Anlass wieder vielseitige Aktionen und Mitmachangebote.
Schon Monate vor der Aktionswoche traf sich das kleine Vorbereitungsteam regelmäßig im Agenda-Büro. Programmpunkte wurden entwickelt, kreative Ideen erdacht und wieder verworfen, weitere Mitwirkende, etwa für die geplanten Modenschauen, geworben.
Auftakt mit Kinoabend im Obscura
Die Woche startete mit einem Kinoabend im Obscura Kino. Der Spielfilm "Made in Bangladesh" erzählt die ergreifende Geschichte einer jungen Textilarbeiterin, die sich gegen Diskriminierung und schlechte Arbeitsbedingungen zur Wehr setzt. Erst am Schluss klärt sich, ob es ihr gelingen wird, in ihrem Betrieb eine Gewerkschaft zu gründen.
Eine Fair Fashion Tour mit Greenpeace Ulm führte am Freitag Nachmittag zu verschiedenen Anbietenden nachhaltiger Mode in Ulm und Neu-Ulm. Die Tour endete im Haus der Nachhaltigkeit in Neu-Ulm entspannt mit Getränken, Snacks und Diskussionen über Konsum und Kleidung.
Vielseitiges Programm in Neu-Ulm
Gleich mehrere Programmpunkte bot die Fairtrade-Steuerungsgruppe der Stadt Neu-Ulm am Samstag rund um den Petrusplatz: mit vielen Kooperationspartnern konnten Verbraucherinnen und Verbraucher am Fairtrade-Verkaufsstand auf dem Wochenmarkt Produkte aus fairer und nachhaltiger Produktion erwerben und sich informieren. Um 11 Uhr ging es mit einem bewegenden Vortrag von Gabi Müller von der Firma handtrade über das Fair Fashion Projekt "Global Mamas" weiter. "Unser Prinzip lautet "Love your product. Know your producer. Change her life." Damit verbinden wir ökologische Produktion, existenzsichernde Löhne für die Mitarbeiter und Beteiligung der Mitarbeiter an den Unternehmen." Damit beschreibt Gabi Ludwig kurz und bündig ihre Geschäftsphilosophie.
Modenschau begeistert mit ganz unterschiedlichen nachhaltigen Stilen
Den krönenden Abschluss bildete eine Modenschau mit Fashion aus fairer Produktion vom Ulmer Weltladen, Krawall & Liebe Ulm und Der Rabe sowie Second Hand Mode von Calvi, ein neu eröffneter Ulmer Second Hand Laden. "Das besondere an unserer Modenschau", erklärte Susanne Bosch vom Ulmer Weltladen: "Die Mode wird von unseren Kundinnen und Kunden selbst vorgeführt!" "Toll, dass so viele Menschen zu uns ins Edwin Scharff Museum gekommen sind!" freute sich Ute Seibt von der Neu-Ulmer Fairtrade Town Initiative.
In Ulm fand am Sonntag, den 28. April mitten im Trubel des Frühlingsmarktes die zentrale Veranstaltung im Stadthaus statt. Während eine Gruppe Interessierter an einer Future Fashion Tour durch Ulm teilnahmen, angeführt von Monika Peter von Louloute, ließen sich rund 300 Besucherinnen und Besucher im Saal für nachhaltige Mode begeistern. Auch hier führten die Akteurinnen und Akteure vom Samstag in zwei Shows faire Mode auf dem Laufsteg vor: Alltagstaugliches und Praktisches kam genauso zum Zuge wie knallig-bunte oder elegante Sommermode. "Dabei achten alle Anbieterinnen, die hier vorführen, auf faire Produktion, hochwertige Materialien und Langlebigkeit", erläuterte Simone Schliemann, Eine-Welt-Regionalpromotorin bei der Ulmer Volkshochschule.
Kleidertausch zieht viele an
Mehrere Kleiderständer und -tische luden zum gut besuchten Kleidertausch ein. "Darf ich das Teil wirklich einfach mitnehmen, ohne etwas dafür zu bezahlen?" fragte ganz vorsichtig und ungläubig eine ältere Dame, die per Zufall hereingeschneit war. "Ja, dürfen Sie!" erfuhr sie von Lisa Bückle, einer der Organisatorinnen der Kleidertauschaktion von Young Caritas Ulm. Das Ziel beim Kleidertausch ist, gut erhaltenen Kleidungsstücken ein zweites Zuhause zu geben - und nicht einen guten Preis damit zu erzielen. Die Formate sind in Ulm und Neu-Ulm inzwischen verbreitet und werden häufig von jungen Leuten organisiert. Wer ein neues Lieblingsstück gefunden hatte, konnte sich am Bügelstand direkt ein cooles Patch draufbügeln lassen.
Textile Upcycling-Kunstwerke
Sehenswert auch die Textilkunst von Janina Röhrich. Die junge Künstlerin ist auch Schneidermeisterin und kombiniert beides in leuchtenden abstrakten Patchwork-Bildern, die über den Köpfen der Besuchenden im Stadthaussaal zu sehen waren. "Kleidung geht uns alle an, sie ist unsere zweite Haut", sagt Röhrich. Dies inspirierte sie auch zum Titel ihres Kunstprojektes "It's all about us", der gleichzeitig das Motto der Veranstaltung wurde.
Sehenswert auch eine Ausstellung von Upcycling Mode der Schülerinnen und Schüler des Zentrum für Gestaltung Ulm. 12 Hoodies wurden dabei auf sehr kreative und ungewöhnliche Weise umgearbeitet zu eigenen kleinen Kunstwerken, um damit zu zeigen, dass Textilien wertvolle Rohstoffe sind und zu schade, um sie nach kurzer Zeit einfach wegzuwerfen.
Karl and the Corner sorgt für ausgelassene Stimmung
So richtig ausgelassen wurde es dann bei der After Show Party mit der Ulmer Band Karl and the Corner. Frisch eingekleidet in farbenfrohen Hemden aus dem Ulmer Weltladen, heizten sie dem Publikum ordentlich ein, das kräftig das Tanzbein schwang und den wunderbar "anziehenden" Nachmittag fröhlich ausklingen ließ.
Petra Schmitz
Initiatorinnen und Mitwirkende der Fashion Revolution Woche Ulm/Neu-Ulm:
- Edwin Scharff Museum,
- Eine-Welt-Regionalpromotorin,
- Greenpeace Ulm/Neu-Ulm,
- Fairtrade Towns Ulm und Neu-Ulm,
- Future Fashion Baden-Württemberg,
- Krawall und Liebe,
- lokale agenda ulm,
- Louloute,
- Rabe Ulm,
- Ulmer Weltladen,
- Youngcaritas Ulm