Blaue Engel und grüne IT: Tipps für einen nachhaltigen Arbeitsplatz

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Blaue Engel und grüne IT: Tipps für einen nachhaltigen Arbeitsplatz

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öko agzenteDer tägliche Arbeitsplatz ist wohl unser häufigster Aufenthaltsort. Viele von uns verbringen zumindest einen großen Teil des Tages am PC. Daher lohnt es sich, den eigenen EDV-Arbeitsplatz mal unter die Lupe zu nehmen. Das Land Baden-Württemberg und viele Unternehmen haben den Bereich "Green IT" inzwischen zur Chefsache erklärt. Während große Investitionen in die Zukunft und neue Rechenzentren eher deren Sache sind, gibt es durchaus Möglichkeiten für jede/n Einzelne/n, durch vernünftiges Verhalten und sparsame Geräte Ressourcen einzusparen.

Welches Arbeitsgerät ist sinnvoll?
Für einen nachhaltigen Arbeitsplatz stellt sich zunächst die Frage nach den passenden Geräten. Ein durchschnittlicher Netzwerk-PC verbraucht im Jahr etwas über 100 Kilowattstunden (Quelle: Green TI Baden-Württemberg, Zahlen der Landesverwaltung). Wird stattdessen ein Laptop am Arbeitsplatz benutzt, lässt sich der Stromverbrauch auf etwa ein Drittel reduzieren. Aber Vorsicht: Die Energiebilanz berechnet sich über den gesamten Lebenszyklus und da macht der Verbrauch während der Nutzungsphase nur einen geringen Teil aus. Erheblich mehr Energie wird bei der Herstellung eingesetzt. Dabei schneiden Notebooks deutlich schlechter ab wegen der aufwändigeren Produktion und geringeren Lebensdauer. Ein Laptop ist daher sinnvoll, wenn er teilweise auch mobil genutzt wird und so zwei Geräte ersetzt. Andernfalls unterscheiden sich die Gesamtbilanzen kaum.

Vergleich Energieeinsatz am Arbeitsplatz
 
Noch sparsamer sind sogenannte "Thin Clients", Netzwerkrechner ohne Laufwerke und Festplatten, die die Rechenleistung auf einen Server verlagern. Dies ist allerdings nur für große Netzwerke wirtschaftlich und benötigt einen verlässlichen und leistungsfähigen Netzzugang. Auf jeden Fall lohnt es sich, schon beim Einkauf auf Energieeffizienz und lange Lebensdauer zu achten. Verlässliche Hinweise liefern spezielle Energielabel (s. Infobox). Je moderner ein PC, desto leistungsfähiger sind in der Regel die Komponenten. Das bedeutet allerdings auch mehr Verbrauch. Aber nicht für alle Zwecke benötigen Sie den höchsten Leistungsstandard. Im Elektronik-Großmarkt werden überwiegend PCs für Gaming-Zwecke mit aufwändigen Grafikkarten etc. angeboten. Diese sind für die normale Büro-Anwendung meist völlig überdimensioniert. Hier empfiehlt sich eher der Gang ins Fachgeschäft bzw. ein Vergleich im Internet.

Cleveres Energiemanagement
Bildschirmschoner sind ein Relikt aus der Zeit der Röhrenmonitore und haben auf heutigen Flachbildschirmen nichts zu suchen. Ein aktiver Bildschirmschoner verhindert, dass der Rechner in den Ruhezustand versetzt wird. So verbrauchen Display und Rechner unnötige Energie. Sinnvoll ist es dagegen, in längeren Arbeitspausen den Monitor ganz abzuschalten, die Aktivität des Rechners wird dadurch nicht beeinflusst. Auch während der Arbeit an PC braucht es nicht die volle "Dröhnung". Die Helligkeit des Bildschirms kann (in Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen der Umgebung) meist problemlos auf 60 bis 80 Prozent reduziert werden. Dies danken Ihnen auch Ihre Augen, die bei weniger grellem Display eher geschont werden. Sie finden die entsprechenden Tasten am Gehäuse Ihres Monitors. Der Energieverbrauch des Bildschirms lässt sich durch solche Maßnahmen um rund ein Drittel senken.

Raffiniertere Bildschirme sowie die meisten modernen Notebooks regulieren sich selbst und passen ihre Helligkeit über Sensoren automatisch den Lichtverhältnissen an. Darüber hinaus gibt es Modelle mit eingebautem Infrarotsensor, die feststellen, ob jemand vor dem Bildschirm sitzt. Wenn nicht, dimmen sie die Beleuchtung herunter und schalten sich nach einer bestimmten Zeit ganz ab. Dies ist v.a. bei Geräten mit häufig wechselnden oder abwesenden Nutzern sinnvoll, etwa an einer Ladenkasse oder in einer öffentlichen Bibliothek. Für Otto Normaluser reichen meist die "Energieoptionen" des Betriebssystems aus, um nach einer bestimmten Zeit der Inaktivität den Bildschirm sowie die Laufwerke und andere Komponenten abschalten zu lassen. Sind Sie nicht alleiniger Herr über Ihren PC, hilft Ihr freundlicher Systembetreuer sicher gerne weiter.

Immer noch aktuell ist der Einsatz von schaltbaren Steckdosenleisten. Zwar haben die meisten neueren Geräte einen reduzierten Stand-by-Verbrauch, nur die Abschaltung der ganzen Leiste trennt allerdings die Stromzufuhr bei allen Geräten zuverlässig. Sie haben nur einen Nachteil: Man vergisst zum verdienten Feierabend gerne das Ausschalten. Dafür gibt es inzwischen auch schlauere Technik – automatische Steckdosenleisten übernehmen das Abschalten selbst, wenn der Stromverbrauch eine bestimmte (einstellbare) Schaltschwelle unterschreitet. Zu haben sind diese ab ca. 25 Euro.

Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel
Ein vernünftiges Lichtkonzept am Arbeitsplatz hilft Energie zu sparen, fördert die Gesundheit und auch die Produktivität. Dabei sollte LED-Beleuchtung heute Standard sein. LEDs sind sparsam, sehr langlebig und enthalten kaum umweltschädigende Stoffe. Die Entwicklung der LED-Technik ist so weit, dass LED-Lampen für alle gängigen Lampenfassungen oder auch als großflächige Leuchten zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind. Eine Lebensdauer von mehreren 10.000 Betriebsstunden macht den Austausch der Leuchtmittel meist überflüssig. Mit dem Einzug der LED in unseren Alltag haben sich auch die Leistungskennzahlen für Lampen geändert: Inzwischen ist eine Angabe in Lumen (lm) für die Lichtausbeute üblich. Entscheidend ist, was als Licht heraus kommt, nicht wie viel Watt man hineinsteckt. Dabei überzeugen marktgängige LEDs mit teilweise über 100 Lumen pro Watt, während Halogenlampen maximal 20 lm/W erreichen.

Im Gegensatz zu allen anderen Beleuchtungstechniken haben LEDs ein gleichmäßiges Farbspektrum, das dem natürlichen Tageslicht sehr nahe kommt. Je nach Verarbeitung können damit unterschiedliche Lichtfarben erzeugt werden. Das als "Warmweiß" bezeichnete Wohlfühl-Licht mit Farbtemperaturen zwischen 2.000 und 3.000 Kelvin (K) ist angenehm, aber für den Büroarbeitsplatz nicht optimal. Ab 4.000 K spricht man von "Neutralweiß", während das Tageslicht meist zwischen 5.000 und 6.500 K hat. LED-Leuchten mit 5.000 und mehr Kelvin wirken zunächst etwas grell, ermöglichen aber auf Dauer ein konzentrierteres Arbeiten und eine natürlichere Farbwiedergabe.

Noch mehr Tipps
Von der Heizung bis zum Drucker: Die Reihe der Energiespartipps fürs Büro lässt sich lange fortsetzen. Wer weniger druckt, spart natürliche Ressourcen und Energie – logisch, aber wie oft denkt man im Büroalltag darüber nach? Hier helfen z.B. Dokumentenmanagementsysteme (DMS), die Übersicht auch digital zu bewahren und selbst in schwäbischen Amtsstuben hält die elektronische Akte Einzug. Für das Unvermeidliche gibt es Recyclingpapier in beliebig hoher Qualität und jedem Weißegrad.

Fortschrittlich denkende Arbeitgeber können auch bei der Arbeitsorganisation Ressourcen sparen. Video- oder Telefonkonferenzen ersetzen aufwändige Dienstreisen, Webinare ermöglichen Fortbildung am Arbeitsplatz und kollaborative Projektplattformen ersparen zeitraubende Besprechungen. In Zeiten der Cloud verliert auch der konventionelle Arbeitsplatz an Bedeutung. Ausgestattet mit mobilen Geräten können Mitarbeiter*innen an beliebigen Orten eingebunden werden. Wo Heimarbeitsplätze Büros ersetzen, lässt sich die meiste Energie sparen. Vielleicht noch nicht jedermanns Sache,  denn eine moderne, flexible Arbeitswelt setzt ein hohes Maß an Vertrauen und Eigenverantwortung voraus.

Thomas Dombeck


Energielabel