Haus der Nachhaltigkeit startet Reparaturservice

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Haus der Nachhaltigkeit startet Reparaturservice

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Nicht nur Hersteller und Entsorger beschäftigen sich derzeit mit der Frage, wie man Abfälle vermeiden und Rohstoffe besser recyceln kann. In der regionalen Initiative „Haus der Nachhaltigkeit“ gibt es seit kurzem auch eine Projektgruppe aus ehrenamtlich Engagierten, die sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen und die regionalen Abläufe unter die Lupe nehmen. Sie wollen zeigen, wie man von der großen Idee der Nachhaltigkeit und guten Konzepten ganz konkret ins Handeln kommt. Wichtig ist ihnen dabei, auch die entsprechenden Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und der Verwaltung ins Boot zu holen.

Der Plan für ein „Haus der Nachhaltigkeit“ in Ulm/Neu-Ulm und der Region (HdN) entstand 2019 kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Gruppen und Ideen für nachhaltiges Handeln auf regionaler Ebene gab es da bereits viele. Ob lokale agenda, der BUND, die Gemeinwohlökonomie oder die Solidarische Landwirtschaft, alle haben in verschiedenen Bereichen letztlich das Ziel eines zukunftsgerechten Wirtschaftens. Da lag es nahe, sich auszutauschen und der Zusammenarbeit einen festen Rahmen zu geben. Was während der Corona-Zeit weitgehend auf Online-Plattformen stattfand, kann jetzt endlich auch im persönlichen Kontakt weiterentwickelt werden. Und dabei spielt das „Haus“ als ein konkreter Ort, an dem man zusammenkommt, eine ganz wichtige Rolle. Bisher gibt es das „Haus“ jedoch noch nicht als Immobilie. Der Verein verhandelt mit verschiedenen Partnern.

Gerald Stengele ist Vorstandsmitglied des neu gegründeten Vereins „Haus der Nachhaltigkeit Ulm, Neu-Ulm und Region e.V.“ und eine der treibenden Kräfte in der Projektgruppe Kreislaufwirtschaft. Als Maschinenbauingenieur und Professor an der Technischen Hochschule Ulm ist er für Fragen zur Verwertung von Elektrogeräten zwar hoch qualifiziert, will das aber nicht in den Vordergrund stellen. „Sehr wichtig ist uns beim HdN eine Kommunikation auf Augenhöhe. In der Projektgruppe gibt es Menschen aus den unterschidlichsten Berufsgruppen, die an dem Thema interessiert sind und etwas tun möchten. Da sind wir ganz offen. Jede und Jeder kann etwas beitragen.“ Aufgaben gibt es viele. Zunächst geht es um die Kontaktaufnahme zu entsprechenden Stellen, das Auswerten von Studien, die Suche nach geeigneten Räumen oder auch das Organisieren der Öffentlichkeitsarbeit.

Fehlende Reparaturangebote

An Vorarbeit hat die Gruppe bereits einiges geleistet. So wurde eine Übersicht erstellt, in der alle bekannten Akteure aus den Bereichen des Handels, der Reparatur und der Entsorgung von Elektrogeräten nach ihren Erfahrungen befragt wurden, darunter auch eine ganze Reihe von Reparaturcafés. „Zum einen wollen wir die Akteure vernetzen“, sagt Gerald Stengele. „Unser Fokus liegt aber auf der Betrachtung der regionalen Kreisläufe. Hier versuchen wir, Prozesslücken aufzudecken und gezielt zu schließen.“ 

Den größten Handlungsbedarf sehen die Gruppenmitglieder momentan bei den Haushaltsgeräten. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank zum Elektroschrott machen. „Wegen der Gewährleistungspflicht lehnen viele Händler und Handwerksbetriebe solche Kleinreparaturen ab, so dass eine Instandsetzung kaum noch in Frage kommt“, weiß der Ingenieur aus Erfahrung. Auch das Zerlegen für‘s Recycling ist vielen zu aufwändig.

Hier wollen die HdN-Aktiven nun selbst tätig werden. Zunächst auf ehrenamtlicher Basis soll ein Reparaturangebot geschaffen werden, um Altgeräten neues Leben einzuhauchen und so vor dem Schrott zu bewahren. Und da hat sich die Gruppe einiges vorgenommen. Laut Stengele müsse sich die Initiative als „Erstbehandlungsanlage“ im Sinne des neuen Elektrogesetzes zunächst einer Zertifizierung unterziehen, damit die Geräte später auch weiterverkauft werden können. Dazu ist Fachkompetenz gefragt, z.B. Spezialisten, die auch in der Lage sind, eine formale VDE-Prüfung vorzunehmen. Stengele ergänzt: „Längerfristig planen wir den Einsatz von Minijobbern und auch Hauptamtlichen. Am besten wäre ein mobiles Team, das Reparaturen direkt vor Ort durchführen kann.“ So könnte der aufwändige Transport entfallen. 

Denn noch fehlt auch der passende Ort für eine Werkstatt. „Die muss nicht direkt im Haus der Nachhaltigkeit sein. Eine räumliche Nähe zu den Entsorgungsorten wäre sinnvoll.“ Die städtischen Recyclinghöfe der EBU sind dabei keine Option. Die Entsorgungs-Betriebe kämpfen selbst mit Platzmangel. Hier sind Kreativität und unkonventionelle Kooperationen gefragt. Raumangebote sind willkommen. Beginnen will die Gruppe mit Wasch- und Spülmaschinen, um später das Angebot auf andere Geräte- und Produktkategorien zu erweitern. Bereits im Gespräch ist sie mit den EBU, um die Abwicklung der Geräteannahme und der Weiterverwertung zu klären. Viel Arbeit für die nächsten Monate!

Thomas Dombeck


Wer die Gruppe unterstützen möchte, kann sich per Mail an kreislaufwirtschaft@h-d-n.org wenden und findet weitere Infos auf www.h-d-n.org. Momentan finden Treffen 14-tägig online oder in Präsenz statt.