Weniger ist mehr – Tipps für ambitionierte Naturgärtner*innen
Endlich Frühling – Hobbygärtner*innen können es kaum erwarten, an die Arbeit zu gehen: Aufräumen, Rechen, Umgraben, Säen… Dann kommt die Hitze des Sommers und tägliches Gießen steht an. Kaum bleibt Zeit, den Garten auch mal zu genießen. Aber es geht auch anders: Ein Naturgarten macht nicht nur weniger Arbeit, sondern ist auch resilienter gegen Witterungseinflüsse.
Die Natur sorgt für sich selbst und so ist es mehr das Nicht-Tun, das die urbane Artenvielfalt fördert. Und die wird immer wichtiger, denn Städte und Siedlungen bieten inzwischen mehr Lebensräume als unsere aufgeräumte Kulturlandschaft. Hier kommen einige Geheimtipps für Gärtner*innen, die gerne auch mal die Füße hochlegen.
Nicht Düngen | Das Wichtigste zuerst. Von außen eingebrachter Kunst- oder Naturdünger ist kontraproduktiv für die Artenvielfalt. Düngen fördert nur wenige Arten, während seltene Pflanzen meist nährstoffarmen Boden bevorzugen und verdrängt werden. Zur Bodenverbesserung reichen die kompostierten Abfälle aus dem Garten. Wichtig dabei: Der Komposthaufen sollte groß genug sein, damit es im Inneren immer feucht ist und die Zersetzungsprozesse in Gang bleiben. So werden auch Schädlinge und unerwünschte Pflanzensamen abgetötet. Pestizide sind im Naturgarten tabu!
Nicht Umgraben | Das mühsame und bandscheibenfressende Umgraben der Beete im Frühjahr ist eine gärtnerische Tradition, die man getrost vergessen kann. Die Vielzahl von Bodenlebewesen bilden eine natürliche Schichtung, die mit dem Umgraben zerstört wird. Das Absterben wichtiger Pilze, Bakterien und Kleinlebewesen unterbricht die natürliche Bodenbildung, lässt Unkräuter schneller aufkeimen und fördert das Austrocknen der Erde. Wer dem Boden etwas Gutes tun will, trägt vor dem Pflanzen etwas Kompost (nicht zu viel!) auf und harkt ihn leicht unter. Im Herbst kann man mit Laub oder Häckselgut eine Mulchschicht ausbringen, damit der Boden nicht unbedeckt bleibt.
Nicht Rasenmähen | Die Gestaltung der Rasenflächen ist eine Geschmacksfrage. Fakt ist, dass der penibel gemähte Kurzrasen eine ökologische Wüste darstellt und eine Menge von Kunstdünger und Pestiziden verschlingt. Zumindest ein Teil der Fläche sollte daher als artenreiche Blumenwiese wachsen dürfen. Viele Wiesenblumen benötigen zwei Jahre bis zur Blüte und werden durch regelmäßiges Mähen zerstört. Bleibt die Wiese bis in den Sommer ungemäht, können die Pflanzen aussamen und so ihren Bestand erhalten. Offene Stellen wie Maulwurfshügel fördern dabei die Entwicklung. Unsere Insektenwelt wird es dankbar annehmen.
Wenig gießen | Es mag erstaunen – aber auch in Zeiten des Klimawandels ist es ratsam, so wenig wie möglich zu gießen. Nur frisch gesetzte Pflanzen benötigen regelmäßig Wasser, sonst sollte man auf das Gießen möglichst ganz verzichten. Ist der Boden von oben ständig feucht, bilden sich die Wurzeln nur oberflächlich aus und die Pflanzen verdorren bei Trockenheit schneller. Am besten verwendet man Regenwasser. Das schont die Trinkwasservorräte und ist gesünder für die Pflanzen. Denn unser Leitungswasser ist sehr mineralhaltig und kann wie Dünger wirken.
Nichts abschneiden | Blütenstauden wie Astern, Giersch oder Sonnenhut bilden nahrhafte Samen für unsere Gartenvögel, wenn die Stängel nach der Blüte nicht abgeschnitten werden. Naturfreunde lassen sie deshalb über den gesamten Winter stehen. Die bizarren, trockenen Blütenstände sind – z.B. bei Raureif – ein reizvoller Kontrast zur kahlen Winterlandschaft. Die hohlen Stängel dieser Arten bilden außerdem ein beliebtes Quartier für Wildbienen.
Keine Fische | Kleine, naturnahe Tümpel und Gartenteiche geben vor allem Amphibien und Wasserinsekten wie Libellen ein Zuhause, auch wenn sie im Sommer vollständig zugewachsen sind. Hier sollte man die Natur möglichst in Ruhe lassen und vor allem keine Zierfische einsetzen, da sie in kürzester Zeit sämtliche Larven wegfressen. Dann können sich mit der Zeit auch Raritäten wie Unken, Laubfrösche oder Molche ansiedeln. Für ein ungestörtes Verhältnis zwischen Mensch und Tier empfiehlt es sich, den Gartenteich nicht direkt vor dem Schlafzimmerfernster anzulegen…
Thomas Dombeck