Kostbare Momente

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Kostbare Momente

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Sarah Schneider mag sehr gerne Kirschsaft mit Limette. Doch noch viel lieber hat sie es, wenn sie krebskranken Kindern mit ihren Saftvariationen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Und das macht sie oft.

 

Achtung Fruchtalarm! Das heißt es jede Woche ab 15 Uhr auf der kinderonkologischen Station der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Ulmer Michelsberg. Doch statt in Deckung zu gehen, schauen die Kinder den freiwilligen Helferinnen und Helfern dieses bundesweiten Kinderkrebsprojektes freudig entgegen. Ja, die „Fruchties“ sind mal wieder da und bieten mit ihrer mobilen Cocktailbar jede Menge Mixgetränke an und damit eine erfrischende Unterbrechung des oftmals so grauen Klinikalltags. Und dafür sorgt auch Sarah Schneider, die seit Juli dieses Jahres dabei ist und über die Ulmer Freiwilligenagentur „engagiert in ulm e.V. “ auf das Projekt aufmerksam wurde. In der Regel macht sie sich zweimal im Monat als eine von aktuell zehn aktiven Ulmer Fruchties auf den Weg zur Eythstraße. 

Banane ist der Renner
„Dort bekommen wir zuerst wichtige Informationen über Unverträglichkeiten und Besonderheiten der kleinen Patienten“, so die 26-Jährige, die Food Management studiert. Hygiene ist auf einer onkologischen Station einfach das A und O, so dass sie sich mit ihrer Teamkollegin Arin Khadra zuallererst in der Küche gründlich auf ihren Einsatz mit den verschiedenen Säften und Sirupsorten vorbereitet. Es gibt unter anderem Ananas, Orange, Erdbeere und Maracuja. Sarah Schneider: „Der absolute Renner ist Bananensaft.“ Die Auswahl ist reichlich, aus der sich die Kinder und Jugendlichen ihren ganz eigenen Fruchtcocktail mit oder ohne Eiswürfel mixen können. Sarah Schneider: „Da entstehen die zauberhaftesten Farbmischungen.“ 

Respekt vor den ersten Besuchen
Wundervoll sind auch die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Kindern, die die Dauer des Fruchtalarm-Besuches immer selbst bestimmen. „Man erkennt schnell, welch große Herausforderungen die Kinder zu bewältigen haben und wieviel Kraft und Stärke sie im Kampf gegen den Krebs benötigen“, so die gelernte Erzieherin, die durchaus Respekt vor ihren ersten Besuchen hatte. Missen möchte sie keinen Einzigen: „Jeder bisherige Einsatz hat mir sehr viel gegeben, denn man sieht, dass die Kinder für kurze Zeit abschalten und trotz ihrer schwierigen Situation oftmals eine positive Ausstrahlung haben können.“ 

Von Kindern lernen
Ihr Motto: Zeit schenken und Freude teilen. Vor einigen Wochen konnten sie ein sehr aufgewühltes Kind, dass nach einer Operation unter starken Schmerzen litt, etwas beruhigen und sogar ein kurzes Lächeln beobachten . Sarah Schneider: „Das war ein sehr kostbarer Moment für mich.“ Und so lernt sie auch  von den Kindern und Jugendlichen auf der Station und ihr wird immer wieder bewusst: „Gesundheit ist wertvoll und keine Selbstverständlichkeit.“ Doch eines ist für sie ganz klar. In der Ulmer Klinik am Michelsberg möchte sie noch sehr oft Alarm schlagen. Fruchtalarm. 
 
INFO

Fruchtalarm ist rein spendenfinanziertes Projekt für krebskranke und schwerstkranke Kinder und Jugendliche und ist im Jahr 2010 enstanden, als ein Ehepaar aus Bielefeld ihren achtjährigen Sohn durch eine unheilbare Krebserkrankung verlor. Heute schwärmen etwa 300 ehrenamtliche Fruchties an insgesamt 41 Standorten in ganz Deutschland aus und besuchen Patientinnen und Patienten auf Onkologie-Stationen, in Rehakliniken und Kinder- und Jugendhospizen. Neben der Abwechslung, die sie in die Krankenzimmer bringen, erfüllen die Fruchtcocktails durchaus einen medizinisch-therapeutischen Zweck. „Eine Chemotherapie erschwert in sehr vielen Fällen die Flüssigkeitsaufnahme und verändert den Geschmackssinn“, so Projektmanager Giuseppe Bentivegna, der auch für die Ulmer Fruchtalarme zuständig ist: „Die selbstgemischten Drinks sollen durch ihre Frische und ihre Farben zum Trinken animieren.“ Bei seiner Arbeit setzt das in Bielefeld ansässige Projektteam auf nachhaltiges Handeln. Ein Dienstfahrrad steht im Büro den Mitarbeitenden zur Verfügung, die ihre Geschäftsreisen durch Deutschland mit der Deutschen Bahn absolvieren. Die Fruchtsäfte werden ausschließlich in Glasflaschen angeboten und auch die Trinkhalme sind nicht aus Plastik, sondern aus essbarem Papier gefertigt.
Wer mehr erfahren oder das Projekt unterstützen möchte, findet unter www.fruchtalarm.de weitere Infos.