Auf schnelle Rettung gepeilt
Notrufsysteme erkennen verschiedene Sprachen, Kameras senden Video-Livebilder vom Unglücksort und kleinste Sender orten Feuerwehrleute in Gebäuden. Mit dem Projekt "5G: Stadt.Land.Leben retten" wird derzeit getestet, wie mit modernen Technologien die Rettung von Menschenleben verbessert werden kann.
Es ist nichts für schwache Nerven. Wer schon einmal Rettungssanitäter oder einen Notarzt gerufen hat, weiß wie lange wenige Minuten erscheinen können. Wie eine gefühlte Ewigkeit.
Letztendlich entscheidet jedoch jeder noch so kurze Augenblick. Und was ist, wenn ein Unfall in der freien Natur geschieht und man als Ersthelfer in einem Funkloch festsitzt? Der blanke Horror. Doch leider manchmal Realität. Wie gut wäre es in dieser Situation, wenn man in jeder noch so abgelegenen Gegend ein sicheres Netz hätte - und wenn gar nach wenigen Minuten eine Drohne mit sterilem Verbandsmaterial heranschweben würde.
Die Möglichkeiten sind vielseitig und vielleicht ist die Zukunft näher als man denkt. Die Stadt Ulm und die beiden Landkreise Neu-Ulm und Alb-Donau haben sich auf jeden Fall auf den Weg gemacht. Im Rahmen eines 5G-Innovationswettbewerbs des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur arbeiten sie derzeit - in einem Konsortium mit neun weiteren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft - daran aufzuzeigen, wie das regionale Rettungswesen mit modernster Funktechnologie funktionieren könnte. „Das Projekt „5G: Stadt. Land. Leben retten“ dient dem Zweck die Rettung von Menschenleben substanziell zu verbessern“, so Marius Pawlak. Für den Leiter der Zentralstelle im Ulmer Rathaus ist es wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern mit dem Projekt konkrete, praktische Nutzen der neuesten und nun eben fünften Generation des Mobilfunkstandards aufzuzeigen. Aus diesem Grund haben sich die Kooperationspartner sehr schnell für das Feuerwehr- und Rettungswesen entschieden, das sich durch einen enorm hohen technischen Aufwand auszeichnet - zum Schutz und zur Rettung von Menschenleben.
Keine Verständigungsprobleme
So wurde für einen möglichen zukünftigen Einsatz in der Leitstelle ein Prototyp entwickelt, der eingehende Notrufe in verschiedene Sprachen übersetzen kann. Auch die Mitarbeitenden, die das Telefonat entgegennehmen, können diese Dolmetscher-Funktion für ihre Rückfragen und Anweisungen nutzen. Marius Pawlak: „Egal, in welcher Sprache, beide Seiten verstehen sich.“ Doch die am Projekt beteiligten Firmen denken noch weiter, denn zusätzlich zum Notruf können Live-Videobilder dazugeschaltet werden, mit denen die Rettungskräfte noch in der Zentrale in der Lage sind, erste konkrete Maßnahmen einzuleiten, bzw. zu entscheiden, welche Kräfte an den Einsatzort entsandt werden sollen. Ebenso sind im Bereich „Erste Hilfe“ bereits Drohnen in der Erprobung, die den Ersthelfenden vor Ort zügig und autonom zum Beispiel mit Verbandsmaterial unterstützen können oder auch temporäre Funknetze aufbauen können. Ausprobiert werden diese Einsätze derzeit im Rahmen des Projektes noch auf einem abgegrenzten Testgelände.
Begleitender Expertenkreis
Auch die Einsatzkräfte erfahren mehr Schutz und Sicherheit. „Sehr hilfreich sind hier Trackingsysteme, die zum Beispiel Feuerwehrleute in brandheißen Situationen orten“, so Marius Pawlak: „Mit herkömmlichen GPS-Systemen kann im Einsatzfall die Position der Helfer innerhalb von Gebäuden nicht erkannt werden.“ Hier arbeitet man mit Hochdruck daran, entsprechend kompakte Peilsender zu entwickeln, die Helfer ohne Probleme mit sich führen können. In simulierten Einsätzen werden die Innovationen getestet und deren Einsatztauglichkeit validiert. Darüber hinaus begleitet ein Expertenkreis das Forschungsprojekt, der die Projektpartner berät und gewährleistet, dass die erprobten Anwendungen über die Projektregion hinaus eingesetzt werden können.
Am Projekt, das noch bis zum Jahresende geht, sind neben der Stadt Ulm der Alb-Donau-Kreis, der Landkreis Neu-Ulm, die accellonet GmbH aus Neu-Ulm, die BOS Connect GmbH aus Schwäbisch Gmünd, die ELARA Leitstellentechnik GmbH aus Aachen, die Eurocommand GmbH aus Halstenbeck, das Fraunhofer IAO aus Stuttgart, das Fraunhofer IIS aus Erlangen und Nürnberg, Germandrones aus Berlin, die Nokia Solutions and Networks GmbH & Co. KG aus Ulm, die Sympalog Voice Solutions GmbH aus Erlangen und die Universität Stuttgart beteiligt. Sie alle tragen dazu bei, dass in Zukunft lebenswichtige Sekunden so effizient wie möglich genutzt werden können und man so auch in lebensbedrohlichen Situationen keine schwachen Nerven mehr haben muss. Weitere Infos zum Projekt gibt es unter „5g-rettungsbuerger.de“
Stefan Loeffler
5G Rettungsbürger: Erfahrung von Notrufenden
Dieser Fragebogen dient dazu, Erfahrungen bei einem Notruf zu ermitteln, wenn man schon einmal einen getätigt hat. Gleichgültig ob hier oder im Ausland. Die Antworten helfen, die Herausforderungen zu verstehen und daraus technische Hilfsmittel und Maßnahmen für Leitstellenmitarbeiter zu entwickeln.