• Frühling: Hinter bunten Blüten versteckt sich das Gemüsebeet. Foto: M. Denoix
  • Hausherr Martin Denoix in seinem Gemüsegarten. Foto: T. Dombeck
  • Vielfalt am naturnahen Gartenteich. Foto: T. Dombeck
  • Vielfalt am naturnahen Gartenteich. Foto: T. Dombeck
  • Vielfalt am naturnahen Gartenteich. Foto: T. Dombeck
  • Sommerstauden, Foto: M. Denoix

Ein Garten der Artenvielfalt

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Ein Garten der Artenvielfalt

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Auf der Suche nach der Biodiversität im Ulmer Stadtgebiet hat mich Martin Denoix in seinen 2.000 Quadratmeter großen „Kleingarten“ im Öhrlinger Tal eingeladen. Hier empfängt er gerne Besuch und zeigt seinen persönlichen Lieblingsort. Auch das Ulmer Grünflächenamt war schon zu Gast.

Die Obstwiese in der kleinen Senke zwischen Safranberg und dem Wohngebiet am Eichengrund wurde schon in den 1940er Jahren angelegt. Nachdem bereits eine Bebauung erwogen wurde, hat sich die Stadt 1976 dann doch für die Nutzung als Kleingartenanlage entschieden. Als eine der ersten konnte Denoix‘ Mutter ein Grundstück erwerben, das er dann nach seinem Biologiestudium in Tübingen übernahm. Heute zieren den Garten 80-jährige Apfelbäume und es blüht zu jeder Jahreszeit. So sind trotz des frühen Jahres Anfang April schon fünf Schmetterlingsarten unterwegs.

Die blütenreiche Wiese mit sonnigen und schattigen Orten sieht das ganze Jahr über keinen Rasenmäher. Wird sie zu hoch, packt Martin Denoix die Sense aus, denn er beherrscht noch die alte Mähkunst. Jetzt im Frühling breiten sich gelbe Teppiche von Winterlingen und dem Ruprechtskraut aus. Wie man das hinbekommt? Eigentlich durch Nichtstun. „Diese Arten brauchen mehrere Jahre, um sich aus Samen zu entwickeln. Werden sie nach der Blüte abgemäht, sind die Pflanzen kaputt“, sagt der erfahrene Biologe und Gärtner. Später ziehen die Frühblüher das Laub ein und es kommen andere Arten wie Lichtnelken hoch. Auch der von Hobbygärtnern gefürchtete Löwenzahn hat seinen Platz. Hier wird er nicht bekämpft, sondern geerntet. An der Wurzel abgestochen können die Blattansätze als leckere „Salatherzen“ genossen werden.

Auch der Nutzgarten benötigt nicht viel Pflege. Als Mischkultur ist das Gemüsebeet widerstandsfähig gegen Schädlinge. Am Rand gedeihen bunte Stauden und Polsterpflanzen. Denoix achtet darauf, dass der Boden immer mit Pflanzen bedeckt ist und dadurch nicht austrocknet. Umgegraben wird nur bei der Kartoffelernte. Zu viel Bearbeitung schadet dem Bodenleben. Gerne lässt er nach der Ernte einige Kohl- und Salatpflanzen stehen. Nach der Blüte samen sie aus und begründen die nächste Generation.

Denoix‘ Credo sind die natürlichen Kreisläufe. Keine Stoffe sollen den Garten verlassen und nichts von außen eingebracht werden. „Dünger und Pestizide sind der Tod der Artenvielfalt“, gibt er zu bedenken. Das natürliche Gleichgewicht sei der wesentliche Unterschied zwischen Naturgarten und der lebensfeindlichen industriellen Landwirtschaft. Kompostierte Pflanzenreste schaffen genügend Material für die Bodenbildung und selbst das entnommene Brennholz kehrt als Asche in den Garten zurück.

Eine Zeit lang waren der Stadt Ulm die vielen Kleingärten eher ein Dorn im Auge. Raum für neue Wohnungen wurde gesucht und nicht alle waren begeistert, dass sich mitten im Stadtgebiet in bester Lage Hunderte von Hobbygärtnern tummeln und ausgiebig feiern. Auch die hartnäckige Arbeit des BUND hat dazu beigetragen, dass man den ökologischen Wert urbaner Naturgärten heute anerkennt. Neue Baupläne sind bis auf Weiteres vom Tisch.

Martin Denoix ist vielbeschäftigter Vorstand des Ulmer BUND, vertritt die Interessen der Natur in zahlreichen Gremien und ist Vorsitzender des Bezirks-Imkervereins Ulm. Wie schafft man da noch 2.000 Quadratmeter Naturgarten? Er winkt ab und meint: „So wenig wie möglich machen“, und erzählt grinsend von Gartennachbarn, die täglich gebückt über ihren Beeten schwitzen und dutzende Kannen Wasser vergießen. „Die Natur braucht uns nicht. Man muss auch mal genießen können…“

Thomas Dombeck


Der Naturgarten von Martin Denoix 

lädt zur Woche der Artenvielfalt am Sonntag, 29. Juni von 14 bis 17 Uhr alle Interessierten zu einem Besuch ein (Örlinger-Tal-Weg 99, 89081 Ulm).