Ein Haus, in dem sich das Gemüse austobt
Warum denn nach der Ferne greifen, wenn das Gute liegt so nah? Frisches Gemüse das ganze Jahr hindurch - dazu muss man nicht in den Supermarkt pirschen, wo die Regale selbst im Winter prall gefüllt sind. Allerdings oft mit halb grün geerntetem Importgemüse, das recht neutral schmeckt und von weit her kommt. Wer ein eigenes Gewächshaus hat, kann die Jahreszeiten austricksen.
Steffen Köhler, 42, aus Thalfingen bei Ulm hat sich und seiner Familie sogar ein ganz besonderes Gewächshaus gebaut. Aus alten Fenstern, die sonst irgendwo auf dem Müll gelandet wären. Er sagt: „Wenn man sich mal vorstellt, wie viele Leute ihre Fenster tauschen, und dass überall, wo ein neues reinkommt, auch ein altes verschwindet…“ Sein Tipp: „Einfach mal einen Fensterbauer anrufen!“
Demnächst ist das Köhlersche Gewächshaus wieder gut gefüllt. Vor allem mit Tomaten. Sie überleben auch jedes Gewitter dank ihres „Dächle über dem Kopf“. Im Gegensatz zu so manchem Gemüse in den Hochbeeten daneben. Der zentrale Vorteil aber eines Gewächshauses für Steffen Köhler: „Es ist toll, dass wir seitdem unsere Erntesaison deutlich verlängern können.“ Und das liegt auch daran, dass der Ingenieur das Gewächshaus perfekt ausgetüftelt hat.
Am Computer hat er die Holzkonstruktion und seine zwölf Fenster plus die selbst gebauten mit den Lüftungsklappen erstmal zusammen gepuzzelt. Er sagt aber, man könne das Gewächshaus auch einfach auf Papier konstruieren.
Doppelstegplatten aus Polycarbonat hat sich Steffen Köhler fürs Dach im Internet bestellt. Inklusive Aluschienen. Zwar sind die Wände des Gewächshauses eine günstige Sache, durch die ausrangierten Fenster, - aber fürs Dach musste er dann mehr als tausend Euro investieren. Es hält aber auch jedem Hagelsturm stand, wie er bereits festgestellt hat. Dazu kamen das Holz für die Rahmenkonstruktion und der Beton fürs Fundament mit jeweils ein paar hundert Euro.
Der Standort des Glashauses: Gleich hinter der Garage. Köhler startete mit einem sogenannten Streifenfundament aus Beton. Er ließ den Beton beim Hersteller direkt mischen, holte ihn mit einem Anhänger ab und kippte ihn an die ausgewählte Stelle. „Das ist praktischer, dann muss man daheim nichts anrühren. Und günstiger ist es auch.“ Er setzte noch sogenannte Betonschalungssteine in den Boden und schüttete sie mit Beton aus. Damit das Häuschen stabiler ist, baute er Stahlverstrebungen mit ein.
Und da sein Ziel war, möglichst viel zu automatisieren, verbaute er außerdem vier Zylinder, die die Fenster im Gewächshaus öffnen, sobald es zu warm drin wird. Diese Zylinder gibt es für Gewächshäuser auch im Baumarkt.
Auf seine 80 Zentimeter hohen Hochbeete im Häuschen ist er besonders stolz. „Ich habe U-Stähle in den Boden betoniert und die einzelnen Holzbretter einfach hineingeschoben.“ So ist die Ernte bequemer. Für die automatisierte Bewässerung hat sich Steffen Köhler einer „Standard-Baumarktlösung, die nicht teuer ist“, bedient. Neben dem Gewächshaus postierte er erhöht eine Wassertonne mit rund 300 Litern. Von dort aus führt nun ein Schlauch ins Gewächshaus, wo das Wasser von einem Verteiler und einer Zeitschaltuhr in den Boden geleitet wird. „Ich habe offenporige Schläuche zehn Zentimeter unter der Erdoberfläche verbuddelt. Und da sickert dann einfach pro Tag morgens 15 bis 25 Minuten lang das Wasser durch. Direkt dorthin wo es gebraucht wird: zu den Wurzeln.“ Keine Verdunstung - keine Verschwendung. Und benutzerfreundlich ist das Ganze auch: Er muss nur alle fünf Tage die Tonne mit Wasser füllen, auch im Hochsommer.
Das Gewächshaus ist mittlerweile nicht mehr aus dem Köhlerschen Garten wegzudenken. Denn es ist für die Familie super, dass sie zur Zeit kiloweise Tomaten ernten kann. Auch die Gurken wachsen toll. Steffen Köhler: „Außerdem hatten wir schon Melonen. Die Paprika bekamen leider Läuse. Aber Kiwis wollen wir jetzt auch mal versuchen. Und im Winter Salat. Letzten Winter hatten wir nur Petersilie. Mit dem Salat üben wir noch“, sagt er und lacht. Der glückliche Selbstversorger.
Isabella Hafner