Ein Stück Garten in luftiger Höhe
Lieber Gartenbesitzer. Bloß kein Mitleid mit Balkonmenschen. Denn ist der Balkonmensch ein Käspele, weiß er, wie er sich einen kompletten Garten auf ein, zwei Quadratmeter konzentrieren kann. Noch dazu in luftiger Höhe, ein paar Meter über der Erde. Dort nämlich, lieber Gartenbesitzer, wo Schneckenchecken nicht zum täglichen Sommerritual gehört. Gehören muss. Denn die verirren sich in diese Sphären nur selten.
Die Macher des im österreichischen Löwenzahn-Verlags erschienen Buches „Dein fantastischer Balkongarten“ zeigen, wie man einen üppigen Balkongarten mit allerlei Gemüse und Kräutern hinbekommt. Der Trick: In die Höhe gärtnern - vertikal statt horizontal.
Ganz unten, auf dem Boden des Balkons, macht sich zum Beispiel eine Kräuterpyramide gut. Dazu stapelt man etwa alte Holzschubladen, gefüllt mit Kräutererde, schräg übereinander, sodass aus jeder Kräuter wachsen können. Ganz oben ist Platz für mediterrane Kräuter wie Rosmarin. In den „unteren Stockwerken“, die dann etwas weniger sonnenexponiert sind, fühlt sich zum Beispiel die Zitronenmelisse wohl. Praktisch sind auch Salbei und Thymian. Wie Rosmarin braucht man die beiden kaum zu gießen.
Wer nun also in die Höhe gärtnert, packt am besten sein Gemüse in Töpfen oder Blumenkästen in ein Regal. Raffiniert und platzsparend ist auch ein selbst gebautes Palettenbeet. Dazu braucht man eine Palette, ein paar Holzbretter, schwarzes Gartenvlies, Schrauben oder einen Tacker. Die Palette kann man in der gewünschten Farbe streichen. Dann jeweils Bretter so in den Zwischenräumen befestigen, dass sich, wenn man die Palette später an der Balkonwand aufstellt, Blumenkästen ergeben. Mit Vlies auskleiden, mit Erde füllen und schon haben Peperoni, Erdbeeren, Kräuter, Pflücksalat oder Rucola ihren Platz.
Auch Fensterbretter bieten die Chance für einen Topf mit Kräutern, Pflücksalat oder Kresse. Achtung bei Hochbeeten: So eines könnte die Tragfähigkeit des Balkons überschreiten. Natürlicher Sichtschutz und Klettergerüst in einem ist das Balkongeländer. Hier kann sich zum Beispiel die Melone austoben, der Kürbis, Bohnen, Erbsen oder Gurken. Wer kein Geländer hat, kann sich mit Schnüren und Gewindehaken auch selbst ein Klettergerüst spannen. Oder man baut ein Bohnen-Tipi aus drei dicken Ästen, die man im Dreieck aufstellt und oben zusammen bindet. Auch eine Leiter oder ein Stück ungenützter Maschendrahtzaun bieten den Pflanzen Klettermöglichkeiten. Und wenn man dann dazwischen sitzt, kommt man sich fast vor wie im Dschungel.
Schließlich gilt es noch, die oberste Etage des Balkons auszunutzen. Hier lassen sich „Hängende Gärten“ zaubern. Salat einfach in eine Blumenampel packen, die von der Balkondecke baumelt. Das Buch zeigt auch, wie man so eine Blumenampel sogar doppelt nutzen kann: Für einen Salatkopf und Tomaten: Man nehme eine solche Blumenampel aus Plastik, schneide ein Loch in den Boden. Nun nehme man eine Tomatenpflanze und stecke ihr Wurzelgeflecht so hindurch, dass die Tomatenstaude aus dem Boden des Ampeltopfes heraus schaut. Festhalten und den Topf mit Erde füllen, Salatkopf hinein setzen und aufhängen. Voilà! Ein perfektes Duo.
Ganz wichtig bei der Umsetzung des eigenen Garten Eden auf dem Balkon ist, erstmal zu schauen, ob es dort schattiger oder sonniger ist. Mit Schatten kommen zum Beispiel klar: Bärlauch, Pilze, Indischer Spinat, Oka (Knolliger Sauerklee) und der Gute Heinrich - dessen erste Triebe sich wie Spargel zubereiten lassen und dessen Blätter wie Spinat. Echte Sonnenanbeter sind dagegen Asia-Salate, Auberginen, Dill, Erbsen, Erdbeeren, Melonen, Gurken, Tomaten, Zucchini, Spinat und sehr viele weitere Gemüse- und Obstsorten. Dunkle Gefäße sollte man besser mit Jute oder einer Bambusmatte umwickeln, damit es den Pflanzen an besonders heißen Tagen nicht zu heiß wird.
Isabella Hafner
"Dein fantastischer Balkongarten - Ernten bis zum Abheben"
Löwenzahl Verlag, 2020, 19,90 Euro.