Mit wachsender Begeisterung
Im Sommer blüht das Stadtquartier „Auf dem Kreuz“ wieder richtig auf. Ein schönes Beispiel dafür, wie Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen und ihre Stadt grüner machen.
Es duftet nach Rosmarin und ein paar Meter weiter nach Salbei, in einem Blumenkübel entfaltet eine Felsenbirne ihre ganz Pracht und an einer Hauswand windet sich ein Geißblatt gen Himmel. Wer Freude an der Vielfalt von Blumen, Sträuchern und Kräutern hat, dem empfehlen wir an dieser Stelle dringend einen Rundgang durch das Stadtviertel „Auf dem Kreuz“. Denn hier beweisen Anwohnerinnen und Anwohner in vielen Sträßchen, Gässchen und Gärten, wie man die eigene Wohngegend und damit die Stadt mit einfachen, kreativen Ideen grüner und attraktiver gestalten kann.
Sehr zur Freude von Susanne Steck, die das Wohnviertel östlich der Frauenstraße vor 17 Jahren zu ihrer neuen Heimat gemacht hat. Die Marketing-Fachwirtin liebt die natürliche Vielfalt und das nachbarschaftliche Engagement so sehr, dass sie sich seit Jahren dafür einsetzt, dass aus einer schönen Gegend nach und nach ein noch schöneres Gebiet wird. Und das tut nicht nur den Ulmerinnen und Ulmern gut, sondern auch dem Mikroklima und der Biodiversität. Denn Pflanzen filtern unter anderem auch Feinstaub, binden Kohlendioxid, spenden Schatten und regulieren die Temperatur. „Eine Fassadenbegrünung ist nicht nur eine Augenweide, sondern ein sehr nützlicher Lebensraum für Insekten und auch Vögel“, so die Freizeitgärtnerin, die auch Führungen durch Ulmer Viertel anbietet (siehe Infokasten): „Wichtig ist jedoch, dass man heimische Pflanzen und keine exotischen Gewächse auswählt.“
Was viele Bürgerinnen und Bürger nicht wissen, ist, dass die Stadt mit dem Förderprogramm „Biologische Vielfalt“ Selbstklimmer wie Wilder Wein oder Efeu sowie Gerüstkletterpflanzen wie Clematis oder Pfeiffenwinde in der Innenstadt fördert. Pro Objekt und Maßnahme übernimmt sie 80 Prozent der Kosten, die Förderobergrenze bei den ausschließlich bodengebundenen Fassadenbegrünungen liegt bei 3.000 Euro.
Private Pflanzkübel sind erlaubt
Bei ihren Spaziergängen durch das Viertel spürt Susanne Steck immer wieder eine Zurückhaltung bei den Mieterinnen und Häuslesbesitzern: „Sehr viel wissen gar nicht, ob sie Blumen und Pflanzen vor ihrem Haus aufstellen dürfen.“ Die gute Nachricht: Man darf, wenn auch mit Einschränkung. Denn die Verwaltung hat in einer internen Entscheidung festgelegt, dass private Pflanzkübel oder Hochbeete im öffentlichen Raum geduldet sind, wenn sie sich innerhalb eines Streifens von 50 Zentimetern parallel zur Hauswand befinden und der Verkehr und das Parken nicht behindert werden. Zudem muss die verbleibende Restgehwegbreite in jeden Fall mindestens 1,50 Meter betragen.
Bei ihrer Bestrebung das Viertel „Auf dem Kreuz“ noch grüner zu gestalten, fände es Susanne Steck schlicht prima, wenn die Stadt diese Vorschrift publik machen würde. Doch auch sie sorgt bei ihren Spaziergängen für Aufklärung, denn Susanne Steck ist im regen Austausch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Und das ist ein weiterer große Pluspunkt eines begrünten Stadtviertels: Man sitzt viel lieber vor dem Haus, trifft die Nachbarn und tauscht sich aus. „Und wenn immer mehr Bürgerinnen und Bürger Blumenkübel vor ihre Türe stellen, oder ihre Fassaden mit Spalierobstbäumen zieren, dann trauen sich das auch die anderen“, freut sich die Wahl-Ulmerin: „Von Jahr zu Jahr werden es mehr.“ Und dann ist das bei uns Menschen genauso wie bei den Pflanzen. In einer gut funktionierenden Gemeinschaft kann man auch als Stadtgesellschaft in aller Vielfalt wunderbar wachsen.
Stefan Loeffler
StadtGrünführung durch Ulm
Wer Susanne Steck bei einer ihrer Rundgänge begleiten und mehr über die Pflanzenwelt des Gebietes „Auf dem Kreuz“ oder dem „Fischerviertel“ erfahren möchte, kann sich einer zweistündigen „StadtGrünführung durch Ulm“ anschließen, die über die Volkshochschule Ulm angeboten wird. Weiter Infos erhält man unter www.vh-ulm.de
Auf ihrem Instagram-Account: „begleit_gruen“ dokumentiert Susanne Steck die grünen Ecken Ulms und setzt sich ganz allgemein mit dem Thema Stadtgrün auseinander.