Neustart in eine bessere Welt
Die Corona-Krise hat vieles ins Rollen gebracht, ungeahnte Fähigkeiten jedes Einzelnen und der ganzen Gesellschaft zum Vorschein gebracht. Können wir daraus den Weg in ein besseres "Danach" finden?
Lokale Lieferplattformen, nachbarschaftliche Hilfen, Videokonferenzen, bei manchen mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, das sind Entwicklungen, die sich durch die hinter uns (und sicher auch noch vor uns) liegenden Corona-Maßnahmen ergeben oder verstärkt haben. Was wollen und können wir mitnehmen in eine bessere Zukunft, aus dieser Zeit, die wir am liebsten so schnell wie möglich hinter uns bringen wollen?
Große Herausforderungen im Fokus behalten
Schon jetzt ist in vielen Weltregionen spürbar, dass sich durch den Shutdown unsere Umwelt erholt hat, CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch sanken durch die reduzierte Wirtschaftstätigkeit. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass neben Corona andere globale Zukunftsfragen in den Hintergrund gedrängt werden, weil zum Beispiel Klimawandel, Artensterben oder internationale Fluchtbewegungen nicht dieselbe Dringlichkeit zu haben scheinen. Doch wir erkennen jetzt auch, wie sehr alles mit allem zusammenhängt. Deshalb müssen wir die großen Herausforderungen unserer Zeit gerade jetzt im Fokus behalten und ihnen gemeinsam entgegentreten.
Eine Chance für den Klimaschutz
Zurzeit werden viele Milliarden Euro bereitgestellt, um nach dem Lockdown der Wirtschaft wieder auf die Füße zu helfen. Jetzt gilt es zu vermeiden, dass bei Wiederanfahren der Wirtschaftssysteme auch die Emissionen im selben Maß wieder ansteigen. Im Gegenteil wäre nun die beste Gelegenheit, sich durch Klimaschutz und Gemeinwohlorientierung zukunftsfest aufzustellen und die staatlichen Hilfen für den Wiederaufbau gezielt einzusetzen – für die notwendigen Transformationsprozesse für eine nachhaltige, gemeinwohlorientierte Wirtschaftsweise.
Künftige Pandemien vermeiden
Eine weitere drängende globale Aufgabe ist der Artenschutz, denn auch hier hängt alles mit allem zusammen. Wissenschaftler erkennen einen Zusammenhang zwischen der Entstehung zahlreicher Krankheiten und dem Vordringen des Menschen in vormals unberührte Natur. Artenvielfalt und funktionierende Ökosysteme können nach Ansicht von Forschern vor der Ausbreitung von gefährlichen und bisher unbekannten Infektionskrankheiten schützen.
Notwendige Diskussionen
Bei allen Verlusten, die die Corona-Krise gefordert hat: Die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, und die Einschnitte in Wirtschafts-, Gesundheits-, Bildungs- und Transportsysteme helfen uns jetzt bei einem Neustart. Jede und jeder Einzelne von uns hat in den letzten Wochen geübt, alte Gewohnheiten infrage zu stellen. Was ist unbedingt notwendig, was ist verzichtbar? Wieviel Veränderung können wir gut aushalten, und wo ist tatsächlich eine Schmerzgrenze erreicht? Wie wichtig ist Kultur für unsere Gesellschaft, welche Arbeitsbedingungen wollen wir künftig für Menschen im Gesundheits- und Bildungsbereich? Welche Bereiche in unserem System wollen wir stärken, und wo müssen wir die Chance zum Umsteuern nutzen? Diese Debatten und Diskussionen werden auch die lokale agenda beschäftigen, um den Umbau unserer Weltgemeinschaft in eine nachhaltige, gerechte und lebenswerte, eine bessere Welt nach Kräften zu begleiten.
Petra Schmitz, Agenda-Büro