Blick in die digitale Zukunft

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Start in Phase 3 der Zukunftsstadt 2030

Ulm hat es wieder mal geschafft – nach zwei erfolgreichen Runden hat die Stadt mit ihrem Konzept überzeugt und auch den Zuschlag für Phase drei des Bundeswettbewerbs „Zukunftsstadt 2030“ erhalten. Und das als eine von nur 7 Städten aus ursprünglich 180 Mitbewerbern und einzige Stadt in Süddeutschland! Grund zum Feiern für Sabine Meigel und ihr Team der Geschäftsstelle digitale Agenda der Stadt Ulm. Aber zum Zurücklehnen fehlt die Zeit: Unter dem Motto „Wir bringen Innovation in die Stadt“ heißt es in der dritten Phase, die bisher erarbeiteten Vorschläge und Konzepte zur Digitalisierung als Beitrag einer nachhaltigen Stadtentwicklung in der Praxis zu testen und in Form von „Reallaboren“ zu vier verschiedenen Themenfeldern in den Stadtteilen umzusetzen.

Zwei Millionen Euro umfasst das Projektvolumen für die nächsten drei Jahre ab Mai 2019, die Hälfte sind Fördermittel des Bundes. Ein großer Teil davon wird in die Forschung und Begleitung durch die wissenschaftlichen Kooperationspartner an den Ulmer, Neu-Ulmer und weiteren Hochschulen fließen. „In der dritten Phase müssen wir mehr als bisher durch Innovation und technische Entwicklung überzeugen“, sagt Sabine Meigel als Projektleiterin. „Deshalb haben wir großen Wert auf die direkte Beteiligung der Forschungsinstitute gelegt.“ Ihr Part ist es vor allem, die Zusammenarbeit der verschiedenen Partner zu koordinieren. Aber auch lokale Start-Ups und IT-Firmen sollen die Chance erhalten, sich mit innovativen Produkten auf dem Markt zu etablieren. „Internet der Dinge“ ist dabei das wesentliche Stichwort.

Funkgesteuertes FahrradschlossDigital mobil
Einer von vier Themenschwerpunkten ist die Mobilität. Sensortechnologien und digitale Kommunikationsmittel ermöglichen neue Wege der städtischen Mobilität. Dabei geht es um die optimale Vernetzung der jeweils sinnvollsten Verkehrsmittel, aber auch um neuartige Sharing-Angebote. So greift die Zukunftsstadt auch den seit Langem diskutierten Fahrradverleih in Ulm auf. Ohne größeren Infrastruktur-Aufwand kann z.B. per GPS und Funksignal die Verfügbarkeit und Position des nächsten geeigneten Lasten- oder Fahrrads abgerufen werden. Ehrenamtliche Ulmer Tüftler haben dazu passend ein digitales Fahrradschloss gebaut, das sich mit einem mobil übertragenen Code öffnen lässt. Hier zahlt sich das rege bürgerschaftliche Engagement in Ulm in Verbindung mit dem Verschwörhaus aus. Ob das System später als private Community organisiert oder ein innovatives Betreibermodell gefunden wird, soll sich in der Praxis herausstellen. Wichtig ist, dass es mal funktioniert.

Selbstbestimmt im Alter
Kameras und Sensoren, die über unser Alltagsleben wachen? Was bei Vielen aus der „Generation analog“ Erinnerungen an den Orwell‘schen Überwachungsstaat weckt, kann im Alter zum Segen werden. So lange wie möglich selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben, ist der Wunsch der meisten Menschen. Sensorgestützte Technologien können dazu beitragen, in einfacher Weise mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben. Ältere Menschen haben Gewohnheiten. Geräte wie Wasserkocher oder Kaffeemaschine werden meist täglich zu ähnlichen Zeiten eingeschaltet. Unterbleibt dieser Vorgang, kann ein entsprechend ausgestattetes Gerät ein Signal senden. Empfänger können Angehörige sein, ein Pflegedienst oder wen eben die jeweilige Person bestimmt. „Ambient Assisted Living“ (AAL) heißt der Fachbegriff für diese Form der demografisch orientierten Digitalisierung.

Ulm-Platine

Dazu Sabine Meigel: "In Zusammenarbeit mit der Agaplesion Bethesda Klinik Ulm und der geriatrischen Forschungsgruppe von Prof. Denkinger werden wir eine digitale Musterwohnung mit AAL-Ausstattung aufbauen, in der sich Ulmer Bürgerinnen und Bürger ein Bild über die technischen Möglichkeiten machen können." Als Ergänzung dienen analoge Hilfsmittel, funkbasierte Licht- und Türsteuerungen und natürlich das Betreuungsangebot von Bethesda. Die Übertragungstechnologie des stadteigenen, von der "initiative.ulm.digital e.V." bereitgestellten LoRaWAN-Netzwerkes liefert die digitale Infrastruktur. Im Verschwörhaus wurde dazu eine kostengünstige "Ulmer Münster Platine" entwickelt, die Haushaltsgeräte mit dem Netz verbindet.

Wesentlich ist für Sabine Meigel der Aspekt der Offenheit. „Wir wollen mit einer offenen Ulmer Datenplattform und dem LoRaWAN allen Bevölkerungsgruppen einfache Möglichkeiten bieten, sich an der Digitalisierung zu beteiligen und davon zu profitieren.“ Denn kommerzielle Anbieter und Produkte sind oft sehr teuer und selten allerorts verfügbar. Auf diese Weise behalten wir aber auch die Kontrolle über unsere digitalen Fußabdrücke. Es ist schließlich beruhigend zu wissen, dass die Daten z.B. auf sicheren Servern im Rathaus liegen, den hiesigen Datenschutzbestimmungen unterliegen und so vor dem Zugriff der informationshungrigen Datenkraken mit ihren weltweiten Netzen geschützt sind.


Ein Interview mit Sabine Meigel zur Phase 3 der "Zukunftsstadt 2030" finden Sie bei unserem  Medienpartner Radio free FM unter: www.freefm.de/artikel/jetzt-gehts-ans-schaffa