Entspannt mit Bus & Bahn in die Freizeit starten

Lesezeit
4 Minuten
Gelesen

Entspannt mit Bus & Bahn in die Freizeit starten

0 Kommentare

Auch wenn es auf den ersten Blick ungewohnt erscheint – viele Urlaubs- und Freizeittrips sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich und deutlich entspannter als der Ferienstau auf der heißen Autobahn. Mit dem Deutschlandticket für 58 Euro einen ganzen Monat durch die Republik zu reisen, ist konkurrenzlos günstig, und man bleibt flexibel in der Wahl des Verkehrsmittels. So lässt sich auch manche Überraschung entspannt hinnehmen. Denn wer öfters mit der Bahn reist, weiß: Bei der Deutschen Bahn beginnt das Abenteuer schon am Bahnhof …

Sollte man als Berg- und Naturliebhaber*in nicht besonders darauf achten, auf dem Weg in die Freizeit umweltfreundlich unterwegs zu sein? Neben der CO2 Ersparnis entlastet man auch wichtige Verkehrswege und die lokale Bevölkerung, deren Gastfreundschaft wir ja genießen wollen. Schließlich entfallen die zermürbende Parkplatzsuche und oft exorbitante Parkgebühren an den touristischen Hotspots. Wer mit Bus und Bahn anreist, hat zudem den Vorteil, nicht zum Ausgangspunkt zurückkehren zu müssen. So werden Streckenwanderungen oder Alpenüberquerungen erst durch den ÖPNV möglich, die sonst nur mit großem Aufwand oder als Pauschalreise machbar wären.

Mit dem ÖPNV in die Berge

Der Deutsche Alpenverein legt seit langem Wert auf klimaschonende Mobilität. Für alle zugänglich stellt der DAV auf seiner Website einen Gesamt-Netzplan der Ostalpen bereit, der sämtliche Haltestellen vom Bodensee bis zum Tegernsee und von Ulm bis Südtirol beinhaltet. Erstaunlich, dass in fast jedes entlegene Tal ein Bus fährt – auch dort, wo Autos nicht hin dürfen. Ist das Ziel klar, hilft die App „Alpenvereinaktiv“ bei der Suche nach passenden Touren. Auf der Übersichtskarte  (Gratisversion mit Open Street Map) kann man z.B. nach Wanderungen filtern, die mit dem ÖPNV erreichbar sind. Mehr unter: www.alpenverein.de/thema/anreise.

Speziell für DAV-Mitglieder gibt es in diesem Jahr eine Hütten-Übernachtung gratis, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Die Aktion unter dem Motto „Freie Nacht fürs Klima“ läuft noch bis September 2025. Einfach bei der Reservierung einen entsprechenden Gutschein anfordern.

Beim Bergverlag Rother ist ein eigener Wanderführer erschienen, in dem die fünf Autoren ausschließlich Touren vorstellen, die nur per Bus und Bahn machbar sind: „Natürlich mit Öffis! Die besten Bergtouren ab München mit Bahn und Bus“ (38 Touren inkl. GPS-Tracks, 248 S, 24,90 €).

Mit dem Postauto durch die Schweiz

Verkehrsmäßig noch besser erschlossen ist die Schweiz. Pünktliche Züge, kurze Umsteigezeiten, problemloser Fahrradtransport und Postautos bis zum letzten Weiler – wer öffentlichen Nahverkehr mal erleben möchte, wie er sein sollte, ist in unserem Nachbarland gut beraten. 

Unter www.postauto.ch findet man alle Fahrpläne sowie Ticket-Angebote. Neben den regulären Fahrpreisen gibt es vergünstigte Gruppenangebote oder Regionaltickets wie den „Graubünden Pass“, der z.B. für 7 Tage ab 78 Euro erhältlich ist und das gesamte Liniennetz des Kantons abdeckt. Viele Ferienorte bieten mit ihren Gästekarten auch freie Fahrt im ÖPNV inklusive Bergbahnen.

Mit dem Fahrrad unterwegs

Wer sein Rad mit auf Tour nehmen will, kann den Drahtesel oder das Pedelec die meiste Zeit über im ÖPNV transportieren. Am einfachsten ist es in Baden-Württemberg, wo die Fahrradmitnahme landesweit außerhalb der Stoßzeiten (Mo-Fr von 6 bis 9 Uhr) kostenlos möglich ist. Auch in Bussen wird das Rad zu diesen Zeiten grundsätzlich kostenlos mitgenommen. Hier entscheidet das Personal, ob genügend Platz vorhanden ist. 

Leider haben viele Regionalzüge nur wenige Fahrradplätze, und auf beliebten Strecken (etwa der Südbahn oder Illertalbahn) kommt es regelmäßig zu Engpässen, so dass z.B. am Samstag- oder Sonntagabend Räder teilweise nicht mehr mitgenommen werden. Darauf sollte man sich einstellen und auf andere Zeiten ausweichen bzw. sich nicht auf den letzten Zug verlassen. Gepäck muss im Zug von den Rädern abgenommen werden. Besitzer:innen von Klapprädern sind im Vorteil. Diese gelten zusammengelegt als Gepäckstück und werden immer gratis mitgenommen.

Ein wahrer Flickenteppich ist die Situation in Bayern. Dort entscheidet jeder Landkreis, ob eine kostenlose Fahrradmitnahme unterstützt wird. Unser Nachbarkreis Neu-Ulm tut dies nicht, so dass auch für Fahrten im DING-Gebiet (etwa nach Senden oder Weißenhorn) jeweils ein Kurzstreckenticket (bis max. 40 km) bzw. Fahrrad-Tagespass (7 €) fällig wird. Reist man z.B. von Ulm nach Lindau, ist die Fahrradmitnahme bis Friedrichshafen kostenlos, für die letzten Kilometer durch Bayern benötigt man aber ein Ticket. Hier lohnt es sich, auszusteigen und den Bodenseeradweg durchs Eriskircher Ried zu nehmen.

Das Fahrradticket BaSTi gilt bayernweit für 1 € pro Fahrt, allerdings nur wochentags ab 9 Uhr, im Winterhalbjahr auch an Wochenenden. Der Kauf des BaSTi über die Bahn-App oder am Automaten gestaltet sich eher kompliziert. An Wochenenden verkehren auf manchen Strecken in Bayern spezielle Fahrradzüge, etwa zwischen München und Mittenwald. 

Etwas Licht ins Dunkel bringt die Seite: bahnland-bayern.de/de/vor-der-fahrt/fahrradmitnahme

Besondere Ausflugsziele in der Nähe

Wer gerne mal ausgetretene Pfade verlässt, findet auf der Schwäbischen Alb oder in Oberschwaben zahlreiche Möglichkeiten für Tagesausflüge mit dem öffentlichen Nahverkehr. Etwa zum UNESCO Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ im Ach- und Lonetal. Anregungen kann man sich z.B. beim DING, dem Schwäbische Alb Tourismus oder dem Alb-Donau-Kreis holen.

Wandervorschlag: 
Mit dem RE 200 geht es stündlich von Ulm durch die Tunnels der Neubaustrecke in nur 10 Minuten zum neuen Albbahnhof Merklingen. Dort kann man direkt in die Buslinie 335 umsteigen und gelangt in weiteren 20 Minuten nach Heroldstadt. Von da führt ein Wanderweg zur etwa 3 Kilometer entfernten Sontheimer Höhle, wo Samstag Nachmittags und Sonntags Führungen stattfinden und ein kleiner Biergarten zur Einkehr lädt (geöffnet von Mai bis Ende Oktober). 

Wer nicht zurücklaufen möchte, wandert weitere 8 Kilometer durch das Tiefental und dessen urwüchsige Hangwälder bis Seißen oder weiter durch das Felslabyrinth zum Blaubeurer Bahnhof, um mit dem RE 55 zurück nach Ulm zu fahren. Alternativ gibt es ab Seißen eine Busverbindung nach Blaubeuren (stündlich, Sonntags zweistündlich). Alle Fahrten sind mit dem Deutschlandticket abgedeckt. Übrigens: Der RE 200 verkehrt mit einem ganzen Fahrrad-Abteil, so dass Radler mühelos Platz finden und die Tour auch ab Merklingen mit dem Rad gefahren werden kann.

Thomas Dombeck


Weitere Ausflugstipps