Das bessere Plastik?

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Das bessere Plastik?

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Verpackungsmaterialien aus Pflanzenfasern oder Bioplastik sehen freundlich aus, fühlen sich natürlich an und beruhigen das ökologische Gewissen. Was uns als Öko-Alternative zum Plastik, in Form von Ein-weg-Geschirr auf Veranstaltungen, beim Catering oder als Biomüllbeutel verkauft wird, ist nicht unum-stritten. Obwohl sich das Abfallrecht in den letzten Jahren sprunghaft entwickelt hat, ist die umweltgerechte Verwertung auch nach bald 20 Jahren nicht geklärt. Meistens handelt es sich um aufwändig hergestellte Kunststoffe, die letztlich in der Müllverbrennung landen. Um deren Ökobilanz abschätzen zu können, muss der gesamte Produktkreislauf berücksichtigt werden. Dies ist jetzt in einer ausführlichen BUND-Studie nachzulesen.

 

Die Bezeichnung „Biokunststoff“ beinhaltet zwei unterschiedliche Aspekte: Die Herstellung aus biologischen Rohstoffen und die biologische Abbaubarkeit. Beides muss nicht unbedingt zusammenhängen, denn auch Plastik aus Erdöl kann im Idealfall zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut werden. Hergestellt wird Bioplastik wie z.B. das für Müllbeutel verwendete PLA (Polylactid) oft aus Maisstärke oder Zuckerrohr. Aber auch Altfette oder -öle können biotechnologisch zu Kunststoffen verarbeitet werden, wie bei der Stoffgruppe der PHA (Polyhydroxyalkanoate). Viele Biokunststoffe enthalten Mischungen aus nachwachsenden und fossilen Rohstoffen und fast immer sind chemische Zusatzstoffe enthalten, um die Materialeigenschaften zu verbessern. 

Für den Kompost eher kontraproduktiv

Label für kompostierbare ProdulkteWenn auf der Packung das Prädikat „biologisch abbaubar“ bzw. „kompostierbar“ prangt, haben wir als Konsument:innen das Gefühl, etwas für den Umweltschutz zu tun. Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass z.B. die EU-Norm „EN 13432“ für kompostierbare Kunststoffe vergeben wird, die innerhalb von 6 Monaten zu 90 % abgebaut werden können. Der Rest bleibt als Mikroplastik im Kompost stecken. Derartige Substrate sind in unseren heutigen Kompostwerken nicht verwertbar. Deshalb werden sie nicht mit dem Biomüll angenommen oder aussortiert. Nicht umsonst ist in Ulm die Entsorgung über die Biotonne verboten. 

Auch bei einem idealerweise vollständigen Zerfall zu CO2 und Wasser liefern Biokunststoffe keine werthaltigen Inhaltsstoffe für den Kompost. Sofern man unter Kompostieren die Rückführung biologischer Wertstoffe in den natürlichen Kreislauf versteht, ist diese Form der Verwertung komplett kontraproduktiv. So gesehen bleibt nur die thermische Verwertung, um wenigstens die enthaltene Energie zu nutzen.

Keine bessere Ökobilanz als herkömmliches Plastik

Zu diesem Schluss kommt auch die eingangs erwähnte BUND-Studie und stützt sich dabei auch auf Empfehlungen der Bundesgütegemeinschaft Kompost und des Umweltbundesamtes. „Grundsätzlich haben biobasierte Kunststoffen keine bessere Ökobilanz als herkömmliche Kunststoffe“, ist das nüchterne Fazit des 30-seitigen Papers und weiter: „Aus Sicht des BUND lenkt die … Debatte um die potentiellen Vorteile von ‚Bio‘-Plastik hauptsächlich vom eigentlich notwendigen Umbau im Verpackungs- und Kunststoffsektor ab.“ Faktisch handelt es sich um klassische Einwegprodukte, die nach kurzem Gebrauch in der Müllverbrennung landen. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist das jedenfalls nicht. Denn hier stehen Abfallvermeidung, Mehrweg und Recycling und an erster Stelle.

Thomas Dombeck 


Die BUND-Studie ist zu finden unter: 
www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/bio-kunststoffe/