• Baum der Erkenntnis: Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen im Büro von Simone Kottmann
  • Die Quartierszentrale vom Stifterweg aus
  • Café und Seminarraum in der Quartierszentrale
  • Marktplatz Eselsberg – in der Ladenzeile soll demnächst ein Wochenmarkt eingerichtet werden.

Alter Eselsberg 2.0 – Soziale Strukturen fördern

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Alter Eselsberg 2.0 – Soziale Strukturen fördern

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Oft bleiben Passanten stehen und schauen neugierig durch die Schaufenster des neu entstandenen Treffpunkts in der alten Ladenzeile zwischen Stadtteil-Bibliothek und Kebap-Haus im Stifterweg 68 am Unteren Eselsberg. Die Fassade versprüht noch den Charme der 1950er Jahre. Eine handgeschriebene Tafel weist den Raum als "Quartierszentrale" aus. Meistens öffnet dann Simone Kottmann die Tür und heißt die Besucher herzlich willkommen im neuen Zentrum des "Alten Eselsbergs". Denn das ist ihr Job als Quartiersmanagerin: Menschen zusammenbringen, soziales Miteinander fördern und Netzwerke knüpfen. Eine große Aufgabe in einem ausgedehnten Wohngebiet wie dem Alten Eselsberg mit knapp 9.000 Einwohnern. Bald werden mit dem neuen Stadtviertel "Am Weinberg" 2.000 weitere dazukommen.

Doch die Erfahrungen sind positiv: "Die Leute und Ideen kommen von selbst, wenn man Räume für Begegnung schafft und den Prozess moderiert", sagt Simone Kottmann, die seit zwei Jahren für die Stadt Ulm arbeitet und momentan neben anderen Aufgaben die Quartierszentrale an vier Vormittagen pro Woche betreut. Die studierte Kulturmanagerin mit Wurzeln in Ravensburg war zuletzt in Hamburg tätig. Der Wechsel nach Ulm fiel ihr nicht schwer, mehr Nähe zur Heimat und eine reizvolle, kommunikative Aufgabe sprachen dafür.

Sie ist das Gesicht des Projekts "Inklusiver Alter Eselsberg", das soeben in eine dreijährige Laufzeit gestartet ist. "Personen sind dabei sehr wichtig, denn sie prägen soziale Projekte und sind Bindeglied zu den verschiedenen Gruppen und Akteuren", findet auch Christian Peschl, Fachkoordinator für das Sozialraummanagement, der sich die Projektleitung mit Simone Kottmann teilt. Weitere Unterstützung in Form einer halben Stelle für die Quartierssozialarbeit wurde von der Stadt bereits bewilligt.

Gefördert wird der "Alte Eselsberg" im Rahmen des Programms "Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten." des baden-württembergischen Sozialministeriums. Dessen Ziel ist – mit Blick auf die demografische Entwicklung – eine alters- und generationengerechte Quartiersgestaltung mit lebendigen Nachbarschaften. Ulm will dazu Bürger/innen, Vereine, Kirchengemeinden, Institutionen und städtische Einrichtungen zusammenbringen, um gemeinsam konkrete Anforderungen und Strategien für die Zukunft des Quartiers zu entwickeln. Eine Herausforderung besteht dabei in der Bevölkerungsstruktur: Viele Bewohner sind alt eingesessene Eselsberger, die schon seit Jahrzehnten hier wohnen. Dazu kommen vor allem junge Familien und Migrant/innen unterschiedlicher Herkunft.

Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Bei der Auftaktveranstaltung am 23. November mit rund 70 Teilnehmer/innen fand sich u.a. eine Arbeitsgruppe zum Thema "Sorgestruktur (nicht nur) für Senior/innen" zusammen. Diese soll zunächst feststellen, wo es am Eselsberg an Einrichtungen, aber auch Hilfs- oder Unterstützungsangeboten mangelt. Denn anders als in Stadtteilen wie Söflingen fehlt am weitläufigen Alten Eselsberg ein richtiges Zentrum mit Raum für Begegnung. "Was wir brauchen, ist aber auch eine Verantwortungsgemeinschaft, die dem Stadtteil eine gemeinsame Identität gibt und bürgerschaftliches Engagement hervorbringt", sagt Simone Kottmann zu einer weiteren Arbeitsgruppe. Dabei wird die Quartiersmanagerin u.a. von der Freiwilligenagentur "engagiert in ulm" unterstützt.

In der Quartierszentrale laufen die Fäden zusammen. Hier bekommt man Auskunft zu allen möglichen Fragen wie Engagement-Angeboten, Sprachkursen oder "hilfsbereiten Nachbarn", die sich vorstellen könnten, mit einem entsprechenden Aufkleber an der Tür auf sich aufmerksam zu machen. An einer Pinnwand bieten Leihomas und Lesepaten nachbarschaftliche Unterstützung an. Daneben laden gemütliche Cafétische und eine Sitzecke zum Gespräch ein, die Wände schmücken Bilder aus einem Fotowettbewerb zum Alten Eselsberg. Überall finden sich bunte Zettel zum Sammeln von Ideen. In dieser kreativen Atmosphäre können sich nachbarschaftliche Kontakte ohne größere Hemmschwellen entwickeln.

Neuer Schwung für die Ladenzeile
Mit der Quartierszentrale soll auch die Ladenzeile im Stifterweg neu belebt werden. In den 1950er Jahren ursprünglich als Dienstleistungszentrum für die Bewohner des Eselsbergs konzipiert, gibt es dort zur Zeit sehr unterschiedliche Angebote. Bankfilialen, eine Bäckerei, eine Tierarztpraxis, Imbissstuben und die Stadtteilbibliothek geben in Verbindung mit der in die Jahre gekommenen Architektur ein recht heterogenes Bild ab. Ein neu gebauter Supermarkt lockt inzwischen wieder mehr ortsansässige Kunden an, ein Gesamtkonzept für die Ladenzeile fehlt bisher allerdings. Unter anderem verhindern die zersplitterten Besitzverhältnisse eine umfassende Planung. Die Stadt versucht nun, die Lokalitäten langfristig zu erwerben, um mehr Einfluss auf die Entwicklung nehmen zu können.

Sehnlichst erwartet wird bereits ein geplanter Wochenmarkt, der auf dem zentralen Platz immer Donnerstagnachmittags stattfinden soll. Damit verbunden gibt es bereits zweiwöchig ab 15 Uhr ein "Nachbarschaftscafé" in der Quartierszentrale. Für viele ältere Menschen bietet dieses einen Weg zu neuen Bekanntschaften und damit oft aus der Einsamkeit heraus. Vertreten sind aber alle Altersgruppen. Christian Peschl gefällt besonders eine dort entstandene Idee: "Einige Musiker aus der Umgebung hatten spontan den Einfall, Wohnzimmer-Konzerte für interessierte Nachbarn zu organisieren. Da freue ich mich schon drauf!"


Nächste Termine für das Nachbarschaftscafé: 14.2., 28.2., 14.3. und 28.3.2019, jeweils 15 - 16.30 Uhr, Kontakt: Simone Kottmann, Quartiersmanagement, Tel. 0731 161-5379, E-Mail: s.kottmann@ulm.de, Gesucht werden u.a. noch Austräger/innen für das quartalsweise erscheinende Eselsberg-Magazin.

Text & Fotos: Thomas Dombeck