Energiewende auf dem Balkon

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Energiewende auf dem Balkon

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Wer am alten Eselsberg durch die Wohngebiete der UWS, Ulmer Heimstätte oder FLÜWO spaziert, kann die Energiewende derzeit hautnah miterleben. An mehreren Balkons werden am Stifter-, Trollinger- und Traminerweg seit letztem Sommer Solarmodule installiert, die Mieter*innen direkt mit erneuerbarem Strom versorgen. Es sind die ersten von rund 40 Haushalten, die auf diese unkonventionelle Weise die Sonne anzapfen und so bis zu 100 Euro Energiekosten im Jahr einsparen sollen.

Die Idee stammt aus einer Bürgerwerkstatt im Rahmen des Digitalisierungs-Projekts zukunftskommune@bw im Frühjahr 2019. Die Beteiligten fragten sich, wie man auch als Mieter*in ohne Eigenheim etwas für die Energiewende tun kann. So entstand neben dem „smarten Gemüsebeet“ und der Klima-Messung per LORAWAN die Projektidee zur haushaltseigenen Stromversorgung über Solarmodule. Klingt recht einfach, denn Photovoltaik (PV) ist ja nichts Neues.

Aber „der Teufel steckt im Detail“, weiß Kai Weinmüller zu berichten, der das Projekt für den Ulmer Initiativkreis nachhaltige Wirtschaftsentwicklung (unw) betreut. „Angefangen von der erforderlichen Stecker-Norm bis zur sturmsicheren Befestigung der Module am Balkon gibt es eine Menge von Details, die zu beachten sind.“ So soll mit den geplanten Pilotanlagen zunächst einmal praktisches Wissen im Umgang mit der marktgängigen Technik gewonnen werden. Auch hofft man auf Erkenntnisse, wie viel Strom sich über PV-Elemente an der Fassade von Wohnblocks erzeugen lässt.

Die Wohnbau-Gesellschaften und Genossenschaften bieten ihren Mieter*innen mit diesem Projekt einen komfortablen Einstieg ins Solarzeitalter, denn es werden alle wesentlichen Schritte übernommen und die Anschaffungskosten sind über Fördermittel der Stadt Ulm und der Deutschen Postcode Lotterie gedeckt. Die beauftragten Solar- und Elektrofirmen montieren die Komponenten und melden die Mini-PV-Anlage bei den SWU als Netzbetreiber an. Die wiederum installieren bei Bedarf den passenden Zweirichtungs-Stromzähler gratis. Der ist Voraussetzung, denn man verzichtet mit der Anmeldung auf eine Einspeisevergütung für eventuell überschüssigen Solarstrom, der ins öffentliche Netz zurückfließt. Dies vereinfacht das ganze Verfahren. Die künftigen Solarnutzer*innen müssen dann nur noch einstecken.

„Die Wohnbau-Gesellschaften und -Genossenschaften sind mit dem Angebot aktiv auf ihre Mieter zugegangen, um die Technik an verschieden Standorten mit unterschiedlichen gebäudetechnischen Gegebenheiten erproben zu können“, so Kai Weinmüller. Die SWU als lokale Netzbetreiber sehen in dieser solaren Selbstversorgung keine Konkurrenz zum eigenen Angebot, eher eine gute Möglichkeit, die Energiewende zu unterstützen. Nach Auskunft des unw klappt die Zusammenarbeit gut und als erster Erfolg des Projekts haben die SWU die Anmeldung von selbst genutzten PV-Minianlagen 2020 stark vereinfacht, was nun auch privaten Interessenten zugutekommt.

Damit die Solarleistung der Anlagen auch sichtbar wird, richtet der unw demnächst eine entsprechende Visualisierung der erneuerbar erzeugen Strommengen im Web ein.

Thomas Dombeck


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