Heizen mit Holz - ist das noch vertretbar?

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Heizen mit Holz - ist das noch vertretbar?

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Die Kaminbauer in Ulm und Umgebung sind mehr als ausgelastet. Wer sich einen Schwedenofen ins Wohnzimmer stellen will, muss lange auf einen Termin warten. Für größere Projekte gibt es oft erst einen Termin in einem Jahr. 

Energie ist wegen des Kriegs teuer geworden. Also wollen immer mehr Menschen überblicken, wie viel sie für welches Geld heizen, und unabhängig von der undurchsichtigen Preispolitik von Energieunternehmen sein sowie deren Verträgen mit Ländern wie Russland. 

Glücklich die, in deren Wohnzimmer bereits ein Kaminofen steht. Oder sogar ein offener Kamin oder der gute alte Kachelofen. Dass das einige sind, sieht, wer an einem kalten Tag durch die Wohngebiete spaziert. Denn dort qualmen die Schornsteine um die Wette. Man riecht’s. Und die Luft ist in solchen Wohngebieten - leider - damit alles andere als rein. Ist das Heizen mit Holz deshalb vielleicht gar keine so gute Idee?

Das Umweltbundesamt schreibt: „Gerade bei Scheitholz in kleinen Holzfeuerungsanlagen ohne automatische Regelung läuft die Verbrennung von Holz nie vollständig ab und es entstehen neben CO2 auch gesundheitsgefährdende Luftschadstoffen sowie klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß.“ Dazu muss man wissen: Methan trägt 25 mal und Lachgas 298 mal stärker zur Erderwärmung bei als CO2. 90 Prozent des Staubs, der beim Heizen in die Luft gelangt, ist Feinstaub. Die feinen Partikel können beim Einatmen bis in die Lunge eindringen und so die Gesundheit schädigen. „Bronchitis, asthmatische Anfälle oder Belastungen für das Herz-Kreislauf-System können die Folge sein.“ Außerdem gilt Feinstaub als krebserregend und steht im Verdacht, „Diabetes mellitus Typ 2“ zu fördern. 

Wenn überdies noch Holz verheizt wird, das mit Holzschutzmitteln oder Lack behandelt ist, können hochgiftige Dioxine entstehen, teilt das Umweltbundesamt mit. „Auch das Verbrennen von (Zeitungs-)Papier, Pappe und Plastikverpackungen setzt unnötig hohe gesundheitsgefährdende Schadstoffemissionen frei und ist daher verboten.“

Wenn alles aber ideal läuft, dann wird beim Heizen mit Holz nur Asche, Wasser und CO2 erzeugt. Dieses CO2 beschleunigt zwar die Erderwärmung. Aber wenn gleich wieder ein Baum gepflanzt wird für jeden Baum, der zum Heizen gefällt wurde, dann ist das zumindest CO2-neutral. Denn wenn der neue Baum wächst, dann entzieht er während der Photosynthese der Luft CO2. Dieses CO2 ist dann erstmal aus der Atmosphäre und im Baum gespeichert. Es wird erst wieder der Luft zurück gegeben, wenn der Baum verbrannt wird. Es gibt zwar Möglichkeiten Wärme zu erzeugen, ohne CO2 in die Luft zu pusten - zum Beispiel per Solaranlage. Aber im Winter kann man sich darauf nicht verlassen. Und das ist die Zeit, in der man es warm daheim haben mag. Also: Wenn so viel Holz nachgepflanzt wird wie verbraucht wird, ist die Bilanz zumindest neutral. 

Wichtig für diese Bilanz aber ist, dass das Holz aus heimischen Wäldern kommt und nicht weit her transportiert werden musste. Der Transport verbraucht schließlich Benzin und Diesel und verursacht ebenfalls wieder CO2 und Schadstoffe. Bei Gas und Öl sind diese Transportkosten immer mit dabei, denn beides gibt es hier nicht vor Ort. Außer Biogas.

Zudem muss Holz mindestens ein bis zwei Jahre an einem trockenen Ort gelagert werden, damit es gut brennt und möglichst wenig Schadstoffe entstehen. Frisch geschlagenes Holz enthält je nach Jahreszeit und Holzart zwischen 45 und 60 Prozent Wasser. Wenn es optimal getrocknet wurde, das heißt an einem sonnigen und luftigen Platz, geschützt vor Regen und Schnee sowie ohne Kontakt zum Boden (weil das Holz sonst daraus Feuchtigkeit zieht), dann enthält es nur noch 15 bis 20 Prozent Wasser. Gespaltenes Holz trocknet und brennt auch besser. 

Wer sich einen Holzofen anschafft, sollte darauf achten, die passende Größe anzuschaffen. Wenn man sich nämlich einen Ofen mit viel Leistung anschafft, diesen dann aber nur unter Teillast betreibt, weil es einem sonst zu heiß wird, dann sorgt das für deutlich höhere Emissionen. Dann entwickelt sich auch mehr Rauch, und beim Heizen riecht es vielmehr. Besonders problematisch ist es, wenn der Ofen längere Zeit nur die Glut halten soll, aber kaum Wärme erzeugen.

Mittlerweile gibt es moderne Anlage, die man gut steuern kann, die die Wärme gut nutzen, wenig Brennstoff verbrauchen und wenig Emissionen ausstoßen. Sogenannte  Staubabscheider sind zwar bei Holzöfen in der Wohnung noch eine Ausnahme. Aber sie können dazu beitragen, die Verbrennung zu verbessern und die Emissionen zu drosseln. Wer einen besonders emissionsarmen Kaminofen will, sollte auf das Umweltzeichen „Blauer Engel“ achten. Ein Verzeichnis der Hersteller gibt es auf www.blauer-engel.de.

Wichtig ist auch, dass ein Kaminkehrer einmal im Jahr den Kaminofen wartet. Man selbst sollte stets darauf achten, dass nicht übermäßig viel Ruß an den Innenwänden des Ofens und auch nicht an der Glasscheibe ist. Das würde sonst bedeuten, dass der Ofen schlecht Wärme abgibt und könnte sogar zu einem Schornsteinbrand führen. Wenn es gut brennt, dann ist die Asche fein und weiß. Sie darf wegen der schädlichen Partikel nicht auf den Kompost, sondern muss in die Restmülltonne. 

Isabella Hafner