Warum wir Vielfalt beim Obstanbau brauchen
Das Bündnis agrogentechnikfreie Region Ulm und das Regionale Bündnis für Artenvielfalt setzen sich seit vielen Jahren für ökologisch nachhaltige Landwirtschaft und biologische Vielfalt ein.
Die neuen Gen-Techniken wie CRISPR/Cas und ähnliche werden zur Zeit in den Medien vielfach als Wunderwaffe gegen alle ökologischen Probleme unserer Zeit gehypt, seien es Klimawandel, Dürrestress, Pflanzenschutzmitteleinsatz oder Welternährung. Auch im Apfelanbau mit seinem hohen Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln wird das "Einbauen" einzelner Resistenz-Gene per Gentechnik von interessierter Seite zum Lösungsansatz erklärt.
Apfelzüchtung - Genom-fixiert oder ganzheitlich?
In seinem Online-Vortrag untersucht Hans-Joachim Bannier, wie die großen Pflanzenschutz-Probleme im heutigen Apfelanbau entstanden sind, welche Wege und Irrwege die Züchtung eingeschlagen hat, welche Züchter ökologisch nachhaltige Erfolge hatten und warum die gegenwärtige Züchtung mit ihrer Fixierung auf das Genom und auf einzelne Resistenz-Gene genau diese Nachhaltigkeit schuldig bleibt.
Erfahrener Experte für alte Apfelsorten
Bannier betreut in seinem "Obst-Arboretum Olderdissen" in Bielefeld ca. 400 Apfelsorten, von der ältesten deutschen Apfelsorte aus der Zeit des Mittelalters über die Sorten des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zu den neuesten Züchtungssorten. Dadurch konnte er wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse einer Anbauweise ohne intensiven Pflanzenschutz gewinnen. Durch den geschichtlich erweiterten Blickwinkel auf die Sortenentwicklung beim Apfel von 1800 bis heute sowie auf 150 Jahre Apfelzüchtung werden die tieferen Ursachen der heutigen Anbauprobleme ebenso deutlich wie die falschen Narrative, mit denen Wissenschaftler heute die Notwendigkeit eines Gentechnik-Einsatzes begründen. Die Tatsache, dass die historischen Sorten aus 8 Jahrhunderten in den Streuobstbeständen in Deutschland noch in großer Zahl erhalten geblieben sind, ermöglicht es heute noch, die Sortenentwicklung und Züchtungsgeschichte des Apfels nachzuzeichnen und zu dokumentieren, wie die Probleme des heutigen Apfelanbaus historisch entstanden sind.
Schlussendlich geht es auch um die Frage, wie eine ganzheitlich ökologisch ausgerichtete Züchtung aussehen sollte, warum biologische Vielfalt dabei eine Rolle spielt und warum sie in Sachen Klimawandelanpassung weit nachhaltigere Lösungen liefern kann.
Theo Düllmann,
Bündnis agrogentechnikfreie Region Ulm