•  Städtebaulicher Entwurf, Grafik: Von Einsiedel Architekten BDA, Stuttgart
  • Winterruhe am Weinberg, Foto: Thomas Dombeck

Neues Quartier "Am Weinberg"

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Neues Quartier "Am Weinberg"

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Im Frühjahr ist Baubeginn für den ersten Bauabschnitt am Weinbergweg. Grundstücke werden demnächst vergeben.

Momentan fährt die neue Linie 2 noch an Ödland vorbei, wenn sie den Unteren Eselsberg passiert. Bis auf drei Gebäude am Mähringer Weg, die eine Gemeinschaftsunterkunft beherbergen, zeigt sich das ehemalige Kasernengelände diesen Winter trist: Eine riesige leere Kiesfläche, Erdhäufen, versprengte Bagger... Was Stadtökologen gefallen dürfte, wird nicht lange währen. Neue, energieeffiziente Wohnungen für 2.000 Bewohner und mehrere hundert Büroarbeitsplätze, Kleingewerbe etc. sollen dort ab 2019 entstehen. Was die Stadt da letztes Jahr vom Bund erwerben konnte, ist ein Glücksfall und ein städtebauliches Filetstück. Gleichermaßen nah an der Innenstadt und der Wissenschaftsstadt bietet das Areal trotzdem viel Grün und eine ruhige Umgebung. Der Straßenbahnanschluss macht die Sache komplett.

Mit dem Bebauungsplan hat sich auch die Quartiersbezeichnung "Am Weinberg" etabliert und den Namen des ungeliebten Reichspräsidenten Hindenburg verschwinden lassen. Was steckt hinter dem wohlklingenden Namen, der sich bei einem Ideenwettbewerb Ulmer Bürgerinnen und Bürger durchsetzen konnte gegenüber 300 anderen Vorschlägen mit Highlights wie „Spatzenhügel“, „An der Botanik“, „Donkey's Home“ oder Ulmer Größen geschuldeten Benennungen wie „Ivo-Gönner-Park“ und „Uli-Hoeneß-Platz“? Hatte doch die Fußballkarriere des streitbaren Bayern-Präsidenten beim VfB  am Eselsberg begonnen.

Tatsächlich belegen hier Namen wie „Söflinger Weinberge“, „Kelternweg“ oder „Trollingerweg“ den spätmittelalterlichen Weinbau am Eselsberg und im Lehrer Tal. Ab dem 13. Jahrhundert wurden dort in ungewöhnlicher Lage Reben geerntet. Auch wenn man  über den Geschmack des exotischen Gebräus spekulieren mag, war Ulm zu dieser Zeit einer der größten Weinumschlagplätze in Süddeutschland.

Den zur Umsetzung des städtebaulichen Konzepts notwendigen Bebauungsplan „Am Weinberg“ hat der Gemeinderat im Juli 2018 beschlossen. Ein umfangreiches Energie- und Wärmekonzept für das Quartier soll die Einhaltung neuester energetischer Standards sicherstellen. B-Plan und Entwurf (s. Grafik) können auf der Plattform www.am-weinberg-ulm.de eingesehen werden.

Zentraler Boulevard, Aussichtsturm, alte Panzerhalle und eine Fußgängerbrücke zum Fort: Das sind die markanten Punkte des neuen Stadtviertels. Sonst ist wenig Spektakuläres geboten. 4- und 5-stöckige Wohnbebauung in würfelartigen Einheiten. Das Ziel ist kein Vergnügungspark, sondern der Wohnraumsituation in Ulm geschuldet - es werden möglichst viele Wohnungen auf der vorhandenen Fläche benötigt. Immerhin sollen die Dächer begrünt werden. Platz für Urban Gardening und innerstädtische Bienenweiden?

Der erste Bauabschnitt fällt der städtischen Wohnbau-Gesellschafft UWS zu. Ab Frühjahr 2019 soll am Weinbergweg ein geschlossener Block mit über 130 Wohneinheiten und einer Kita entstehen. Ein zweiter Komplex von UWS und Ulmer Heimstätte soll unmittelbar folgen. 40 % der Wohnungen werden als sozialer Wohnungsbau vom Land gefördert, der Rest über den freien Wohnungsmarkt angeboten. So erhofft man sich eine ausgewogene Sozialstruktur im Quartier.

Bereits 2022 sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein. Ebenfalls im  Frühjahr 2019 startet die Vergabe der begehrten Grundstücke an private Bauträger. Dabei sollen besonders Baugemeinschaften berücksichtigt werden. Damit niemand die Termine verpasst, informiert die Website www.am-weinberg-ulm.de über die neuesten Entwicklungen.

Thomas Dombeck