Initiative für den Fußverkehr kommt bei der Stadtpolitik gut an

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Initiative für den Fußverkehr kommt bei der Stadtpolitik gut an

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Seit gut zwei Jahren sind die Mitglieder der AG Fußverkehr des BUND aktiv und haben sich nun mit einem ausführlichen Brief und in Gesprächen an die Fraktionen des Ulmer Gemeinderates gewandt. Initiatoren sind unter anderem Fußverkehrsexperte Günther Krämer und Agenda-Vorstandsmitglied Dr. Dieter Fortmann.

Der Gehweg zu schmal, die Ampelphase zu kurz, der Auto- und Radverkehr mit wenig Rücksicht unterwegs - diese Situationen kennen wir alle. Denn "ob wir mit dem ÖPNV, dem PKW, dem Fahrrad oder zu Fuß kommen: Am Ende, bei Einkauf, Information oder Aufenthalt, sind wir alle Fußgängerinnen und Fußgänger", sagt Günther Krämer, Gründungsmitglied der AG Fußverkehr. Eine für FußgängerInnen attraktive Stadt mit hoher Aufenthaltsqualität ist nach seiner Auffassung ein Beitrag zum Klimaschutz, denn zu Fuß gehen ist die klimafreundlichste Art der Mobilität und außerdem gesund.

Der Fußverkehr spielt in den Städten also eine wichtige Rolle, erhält aber allzu oft bei Planungen und im mobilen Alltag nicht die gebührende Aufmerksamkeit. Gerade in der Innenstadt gehört dazu nach Ansicht der AG Fußverkehr auch eine gute Aufenthaltsqualität mit grünen Schattenbereichen und gesunder Luft. Nur so lässt sich die Ulmer Innenstadt attraktiv und erlebenswert für die Ulmer Bürgerschaft und für Kundinnen und Kunden erhalten und weiterentwickeln.

Auch die Stadt teilt diese Ansicht: 2015 wurde von der Stadt Ulm mit einer gut besuchten Auftaktveranstaltung im Stadthaus die Initiative „zufussinulm" gestartet. In einem Workshop wurden mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern fünf Handlungsfelder erarbeitet, darunter etwa die Steigerung der Attraktivität von Fußverbindungen, die Sicherheit von Schulwegen und eine eigene Fußwegkarte. Die AG bittet die Stadt, diese Initiative, die unter anderem durch Weggang des zuständigen Abteilungsleiters versandet sei, wieder aufzugreifen.

Krämer und Fortmann haben letztes Jahr alle Ulmer Stadträte mit ihren Kernforderungen angeschrieben und mit den Rathausfraktionen Gespräche geführt. Dabei konnten sie feststellen, dass "unser Anliegen von allen Fraktionen des Gemeinderates unterstützt wird".

Zwei Ziele müssen laut AG Fußverkehr bei allen Planungen und Einzelentscheidungen in Sachen Innenstadtentwicklung im Blickpunkt sein:

  1. Ulm muss für Fußgängerinnen und Fußgänger attraktiv und erlebenswert sein, denn, so wissen die Fußverkehrsbegeisterten, die Menschen kommen nur dann zu Fuß in die Stadt, wenn die Zugänge sicher und erlebenswert sind. Noch dominiere der Autoverkehr, und ein teilweise schlecht geführter Radverkehr und die hinzugekommenen E-Roller schaffen gefährliche Situationen für alle Beteiligten.
     
  2. Attraktiv wird in Zukunft nur eine grüne Innenstadt mit vielen schattenspendenden Bäume sein. Die Ulmer Innenstadt braucht nach Ansicht von Fortmann und Krämer in Zeiten des Klimawandels viel mehr Bäume. Sie spenden Schatten und damit Kühle und verbessern durch Absorption von Schadstoffen und Abgabe von Sauerstoff entscheidend die Luftqualität. Dazu kommt ein wichtiger psychologischer Faktor: Es sitzt sich einfach gut unter Bäumen! Um zu zeigen, dass sich auch die Bürgerschaft mehr Bäume in der Stadt wünscht, läuft etwa beim BUND die Initiative "Vision Ulm - Stadt der Bäume" mit Unterschriftensammlung im BUND-Umweltzentrum.

Die Stadt ist in dieser Hinsicht bereits auf einem guten Weg, wie verschiedene Beispiele zeigen: Marktplatz und Herdbruckerstraße wurden vor einiger Zeit durch mehrere Maßnahmen verkehrsberuhigt und mit mobilem Grün ausgestattet, entlang der Karlstraße und der Frauenstraße wurden Bäume gepflanzt. Eine autofreie Herrenkeller- und Dreiköniggasse soll in Kürze über mehrere Monate erprobt werden.

Weitere Maßnahmen sind laut AG Fußverkehr dringend nötig. So fordert sie auch eine(n) Fußverkehrbeauftragte(n) ähnlich der Fahrradbeauftragten, da ihrer Meinung nach die FußgängerInnen in der gegenwärtig diffusen Verkehrsdiskussion überhaupt nicht berücksichtigt werden, aber das Rückgrat allen Innenstadtverkehrs darstellen; zusammengefasst in der Erkenntnis: "Ohne Fußgänger ist die Innenstadt tot!"

Petra Schmitz