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Gespräch mit Larissa Heusohn über die Auszeichnung der Ulmer Freiwilligenagentur „engagiert in ulm e.V.“  

 

Es hängt gut sichtbar im Fenster. Und es ist wünschenswert, dass möglichst viele Menschen das Siegel sehen, mit dem die lokale Beratungs- und Vernetzungsstelle „engagiert in ulm e.V. von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) ausgezeichnet wurde. Wir sprechen mit Larissa Heusohn, die Leiterin der Ulmer Organisation, über diese bundesweite Anerkennung.

Frau Heusohn, mit der Auszeichnung durch das Siegel und die Urkunde ist Ihre Agentur im Qualitäts-Management-System der bagfa zertifiziert. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?
Ich freue mich persönlich sehr über diese Würdigung, da es für mich wichtig ist, dass unser Agentur-Team nach konkreten festgelegten Standards arbeitet. Das erleichtert unter anderem neuen Mitarbeitenden oder Menschen, die sie engagieren möchten, den Einstieg. Für jedes unserer Arbeitsfelder ist eine bereits vorgefertigte Struktur vorhanden, an der man sich sowohl digital als auch analog orientieren kann.  

Wie sieht das konkret aus?
Es geht uns auch um Transparenz, Überschaubarkeit und Vereinheitlichung. So haben wir zum Beispiel einen Leitfaden für unsere Beratungsgespräche kreiert, die so von allen Team-Mitarbeitenden nach dem gleichen Konzept durchgeführt werden können. Dieses Schema wenden für Privatpersonen und auch Initiativen und Vereine an, die sich in unserer Datenbank registrieren möchten. 

Welche Vorteile hat die Auszeichnungen für „engagiert in ulm“?
Diese Strukturen, die ich unbedingt umgesetzt haben wollte, sind natürlich im Team entstanden. Und durch die Zertifizierung bei der Bundesarbeitsgemeinschaft mussten wir unsere Arbeit von Grunde auf hinterfragen und beleuchten. Das war schon sehr sinnvoll und auch lehrreich für uns. Nur so konnten wir unsere Standards und Muster entwickeln, die wir nun sehr effizient nutzen können.   

Wie lange hat sich das Team vorbereitet?
Die Zertifizierung beginnt mit einem Einführungsseminar. Danach hatten wir ein halbes Jahr Zeit, alle Unterlagen zu ordnen, Prozesse zu dokumentieren, Nachweise einzureichen und alles in einem Bericht zu bündeln.

Inwieweit profitiert ihr von der Zertifizierung?
Sie ist sicher hilfreich, wenn man sich um Finanzierungen bemüht. In Bayern zum Beispiel bekommt man als Freiwilligenagentur ohne Zertifizierung nicht alle Projektförderungen, die man gerne hätte. Hier in Baden-Württemberg ist das noch anders. Doch auch für unsere Kooperationspartner, für die wir freiwillig Engagierte suchen, hat das Siegel durchaus Aussagekraft.    

Von über 400 zum Teil sehr großen Freiwilligenagenturen in ganz Deutschland haben 52 das Siegel. Und nun eben auch „engagiert in ulm“, eine vergleichsweise kleine Organisation. 
Mit sechs hauptamtlichen und vier ehrenamtlichen Mitarbeitenden sind wir eine kleine, aber feine Truppe. Deshalb war es für uns ein schöner Ansporn, durch die Zertifizierung auch zu einem Teil dieser bundesweiten Szene zu werden. Neben den Handlungsempfehlungen des Qualitäts-Managements-Systems der bagfa kann man durchaus eigene Ideen einbringen, zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit oder der Positionierung der eigenen Agentur. Und das tun wir natürlich auch weiterhin. 

Wie viele Angebote für eine ehrenamtliches Engagement gibt es bei euch?
Etwa 300. In bestimmten Abständen gleichen wir die Daten mit den Anbietern ab und aktualisieren den Stand der Liste. Dies ist uns sehr wichtig, denn die Angebote sind quasi das Schaufenster unserer Agentur, an dem man sich orientieren und informieren kann.

Sind Sie denn mit dem Engagement der Ulmer Bürgerschaft zufrieden?
Luft nach oben gibt es natürlich immer. Aber ich kann mit Stolz behaupten, dass Ulm eine Stadt ist, in der sich sehr viele Bürgerinnen und Bürger engagieren und sich für ihre Mitmenschen auf vielfältige Weise einsetzen.

Sind es denn überwiegend Menschen im Ruhestand, die ihre freie Zeit nutzen für ein Engagement?
Nach Auswertung des Freiwilligensurveys, das ist eine alle fünf Jahre durchgeführte bundesweite repräsentative Befragung, engagieren sich die meisten Freiwilligen tatsächlich im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. Das sind also Menschen, die noch voll und ganz im Familien- und Berufsleben stehen. Das ist für viele eine vielleicht überraschende Tatsache. Aber natürlich sind die Rentnerinnen und Rentner auch eine große und wichtige Zielgruppe für uns. Deshalb können wir es auch kaum abwarten, bis in ein paar Jahren die vielen Babyboomer:innen in Ruhestand gehen.  


Zur Person

Die Politikwissenschaftlerin und Soziologin Larissa Heusohn leitet seit 2021 die Freiwilligenagentur „engagiert in ulm e.V.“. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität in Augsburg absolvierte die Ulmerin ein Praktikum im deutschen Bundestag und arbeitete danach schon als Werkstudentin im Patenschaftsprojekt der Agentur mit, die sich in der Radgasse befindet. Für die 34-Jährige ist ihre Aufgabe als Leiterin eine jederzeit sinnstiftende Bereicherung: „Es macht einfach Spaß zu erleben, dass so viele Menschen aus eigenem Antrieb zu uns kommen und ihre Hilfe anbieten. Sehr reizvoll ist auch die Aufgabe herauszufinden, welcher Mensch am besten zu welchem Engagement passt.“