Bitte nichts wegwerfen

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Bitte nichts wegwerfen

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Leere Plastikflaschen an entlegenen Stränden, riesige Müllstrudel im Ozean – nicht nur unsere Meere vermüllen zusehends und wir müssen dringend etwas dagegen tun. Die Deutsche Umwelthilfe hat errechnet, dass wir nach heutigem Trend im Jahr 2050 mehr Plastik im Meer haben werden als Fische. 2019 haben Forscher einer neuseeländischen Universität im Schnee der Antarktis Mikroplastik nachgewiesen. Gleichzeitig explodieren die Rohstoffpreise. Der Auftrag ist klar: Wir müssen anders wirtschaften und vor allem nichts mehr wegwerfen.

In den vergangenen 30 Jahren haben die Verpackungsabfälle aus Kunststoff in Deutschland um 50% zugenommen, die aus Papier sogar um über 60%. Dass dies noch verhältnismäßig moderat klingt, liegt vor allem an der Entwicklung neuer, leichterer und robusterer Materialien. Aber jeder Fortschritt auf diesem Gebiet wird schnell wieder durch den wachsenden Konsum und die gesellschaftliche Entwicklung aufgefressen. Nicht zuletzt der boomende Versandhandel beschert uns jährlich einen Berg aus rund 8 Millionen Tonnen Kartons.

Im Gegensatz zu unserer noch verbreiteten Wegwerfgesellschaft setzt die Kreislaufwirtschaft auf eine möglichst lange Lebensdauer der Produkte. Nach deren Ende verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich im Wirtschaftskreislauf und werden immer wieder produktiv weiterverwendet. Damit das gelingt, ist vor allem ein Umdenken in der Produktentwicklung notwendig. Das Stichwort „Design for Recycling“ beschreibt Güter, die sich leicht in ihre Bestandteile zerlegen lassen. Die Recyclingfähigkeit muss von Anfang an mitgedacht werden.

Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2021 und das damit verbundene Verpackungsgesetz 2 geben dazu einen rechtlichen Rahmen vor. Oberste Priorität hat die Abfallvermeidung, also z.B. das Einsparen von Verpackungen oder unnötigen Produkten. Alle in Umlauf gebrachten Verpackungen müssen ab sofort zentral erfasst und verbindliche Recyclingquoten eingehalten werden. Plastiktüten sind bereits verboten, ab 2023 müssen To-Go Produkte auch in Mehrweggefäßen angeboten werden. Was vor kurzem noch als unzumutbar eingestuft wurde, entwickelt sich in der Praxis oft erstaunlich schnell und geräuschlos, sobald die Rahmenbedingungen stimmen.

Wir tun allerdings gut daran, die Abfallproblematik nicht allein auf das Thema Plastikvermeidung zu reduzieren. Seit dem „Plastikverbot“ (etwa für Geschirr, Strohhalme oder Styroporbecher) gelangen fast täglich neue Verpackungsmaterialien aus „nachwachsenden Rohstoffen“ auf den Markt, die als öko, biologisch oder kompostierbar gepriesen werden. Oft sind aber Materialien und Verbundstoffe etwa aus Papier oder Holzfasern, die wir allgemein als „umweltfreundlicher“ empfinden, im Rahmen der Kreislaufwirtschaft eher kontraproduktiv. Abgesehen von meist energieintensiven Herstellungsprozessen fehlen für deren Wiederverwertung bisher die Recyclingverfahren.

Die Technologien zum Kunststoffrecycling sind inzwischen wesentlich weiter entwickelt. Produkte aus nur einer Kunststoffart wie PET lassen sich technisch gut sortieren, zerkleinern und wiederverwerten. Allerdings bringen v.a. mangelnde Mülltrennung, Kunststoffgemische mit speziellen Materialeigenschaften oder Verbundstoffe mit Papier- oder Aluminium-Anteilen den Kreislauf ins Stocken. So ist die Verfügbarkeit von hochwertigen Recyclaten derzeit knapp und die Preise entsprechend hoch. Müllbeutel und Gelbe Säcke, die nur noch aus Recyclingkunststoffen hergestellt werden, können dann schnell zur Mangelware werden.

Thomas Dombeck