Klima retten lohnt sich: Solarstrom für Häuslebauer

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Klima retten lohnt sich: Solarstrom für Häuslebauer

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öko agzenteBis 2030 will Ulm seine CO2-Emissionen um 40 % reduzieren. Das geht nicht ohne Ausbau der Erneuerbaren Energien. Derzeit wird auf weniger als 10% der Ulmer Dächer Sonnenstrom aus Photovoltaik (PV) gewonnen. Dabei ist die Technik einfach und die Anschaffung rentiert sich fast immer. Trotz immer weiter zurückgefahrener Einspeisevergütung können die Erträge durch das eigene Kraftwerk am  Dach beachtlich sein, vor allem wegen der sinkenden Investitionskosten.

Ist der Strom vom eigenen Dach wirtschaftlich?
Wie die Zeitschrift "Finanztest" im Herbst 2018 feststellt, lassen sich mit PV-Anlagen auf dem eigenen Dach bis zu 14 % Rendite erwirtschaften. Undenkbar, diesen Wert heute mit seriösen Geldanlagen zu erreichen! Gerade bei Neubauprojekten sollte deshalb eine passende Solaranlage eingeplant werden. Spezialisierte Handwerksbetriebe installieren PV-Anlagen ab 200 Euro pro m2 bzw. 1.400 Euro pro kWp (Kilowatt Peak, max. Leistung). Im Schnitt fließen vom erzeugten Solarstrom rund 15 bis 30 % in den Eigenverbrauch und sparen Stromgebühren, im durchschnittlichen deutschen Haushalt fast 30 Cent pro kWh. Der Rest wird ins Netz eingespeist und mit derzeit 11,47 Cent pro kWh (Stand 1/2019), garantiert für 20 Jahre vergütet. Nach heutigem Stand amortisiert sich die Investition in eine Solaranlage bereits nach deutlich kürzerer Zeit. Danach können die Erträge als Gewinn eingefahren werden.

Wer PV-Strom ins öffentliche Netz einspeisen will, muss zunächst einen Antrag beim örtlichen Netzbetreiber (z.B. SWU) stellen. Man kann sich nicht aussuchen, wem man seinen Solarstrom verkauft, aber der Betreiber ist gesetzlich zur Abnahme verpflichtet, wenn keine technischen Gründe dagegen sprechen.

Für hausübliche Solaranlagen (unter 30 kWp) ist in der Regel der normale Netzanschluss ausreichend. Am Übergabepunkt im Hausanschlusskasten wird ein neuer Einspeisezähler in Verbindung mit einem Energiemanager installiert. Die Geräte sind meist vom Netzbetreiber gemietet und dienen der Abrechnung sowie einer ferngesteuerten Regulierung bzw. Abschaltung, falls die Netzstabilität gefährdet ist. Für nicht eingespeisten Solarstrom aufgrund von Netzüberlastung verpflichtet das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) den Netzbetreiber allerdings zu einer Entschädigung.

Entscheidend für die Rentabilität der Anlage ist die richtige Auswahl des Wechselrichters, der den Gleichstrom der Solarmodule in Netzspannung umwandelt. Bei allen technischen Fragen ist der Installateur der Anlage behilflich. Die Regionale Energieagentur empfiehlt Ihnen dazu gerne passende Betriebe vor Ort.

Kein geeignetes Dach vorhanden?
Solarstrom lässt sich nicht nur auf dem Dacht, sondern an unterschiedlichsten Stellen von Gebäuden gewinnen. Die gebäudeintegrierte Photovoltaik bietet interessante Perspektiven. Multifunktionale Elemente können dabei ganze Bauteile ersetzen und unterschiedliche Funktionen wie Beschattung, Witterungsschutz, Fenster oder Wärmedämmung übernehmen und tragen oft auch zur Ästhetik am Bau bei. Bei der Planung eines Neubaus oder wenn z.B. eine Fassadensanierung ansteht, lohnt sich die Überlegung, aktive Bauteile einzusetzen. Auch geschwungene oder farbige Flächen sind dank moderner Dünnschicht-Solarzellen auf Kunststoff- oder Metallfolien möglich. Hier ist vor allem die Kreativität der Bauherren und Architekten gefragt!

Warum also nicht den Carport oder die Balkonbrüstung mit Solarmodulen gestalten? Selbst für Terrassen und Bodenbeläge werden inzwischen Solarlösungen angeboten. Die Stadt Ulm bezuschusst im Rahmen des aktuellen Energieförderprogramms speziell gebäudeintegrierte Photovoltaik. Die Stadt beteiligt sich mit 500 Euro pro kWp, so dass Betreiber rund ein Drittel der Anlagenkosten sparen können.

Stromspeicher für Selbstversorger
Für Anlagenbesitzer, die sich vom Stromversorger unabhängig machen wollen, gibt es Batteriespeicher, die überschüssigen Strom speichern, um ihn zu einem anderen Zeitpunkt verbrauchen zu können. Noch ist die Technik teuer, aber die Kosten fallen kontinuierlich. Ein Lithium-Ionen-Speicher schlägt mit rund 1.000 bis 1.500 Euro pro kWh zu Buche und verdoppelt etwa die Investitionskosten einer durchschnittlichen Solaranlage. Das bedeutet weniger Rendite (bis zu 5 %), aber dafür ist ein deutlich höherer Eigenverbrauchsanteil von 50 bis 70 % möglich. Dazu benötigt man pro kW PV-Leistung ca. 0,5 bis 1 kWh Speicherkapazität. Eine vollständige Eigenversorgung ist zu den derzeitigen Konditionen allerdings kaum wirtschaftlich.

Reduzieren lassen sich die Anschaffungskosten durch staatliche Förderprogramme. Baden-Württemberg bezuschusst beispielsweise Batteriespeicher im Jahr 2019 mit bis zu 30 % (max. 5.000 Euro). Allerdings müssen bestimmte Mindeststandards berücksichtigt werden. Interessant werden Batteriespeicher auch für ältere Anlagen, die demnächst aus der EEG-Förderung herausfallen. Denn die Einspeisung zu Marktpreisen ist nicht besonders attraktiv und für den selbst verbrauchten Strom fallen keine Steuern bzw. Abgaben an. Auf lange Sicht lohnt sich die PV für Eigenheimbesitzer/innen nicht nur wirtschaftlich. So leistet man einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und Entlastung der Stromnetze und man lernt wieder, mit der Sonne zu leben. Energieintensive Geräte lassen sich – dank Zeitschaltuhren – vorzugsweise bei hohem Sonnenstand betreiben, wenn genügend Solarstrom vom Dach fließt. Bevor man investiert, sollte auf jeden Fall ein unabhängiger, zertifizierter Energieberater hinzugezogen werden. Auch dessen Honorar wird durch Bundesmittel bezuschusst.


Die lokale agenda ulm 21 führt z.Zt. eine Solarinitiative durch. Infoveranstaltungen am 14. und 20. Februar 2019. Kontakt: Agenda-Büro, Frauenstraße 19, 89073 Ulm, Tel. 0731-161 1015, agendabuero@ulm.de.