Die 15-min-Stadt - ganz klar auch ein Modell für Ulm

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Die 15-min-Stadt - ganz klar auch ein Modell für Ulm

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Kurze Wege zur Schule, zur Arbeit und zum Einkaufen, Arztpraxen und öffentliche Einrichtungen in weniger als 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar und eine gute ÖPNV-Anbindung, dies sind die idealen Merkmale einer 15 Minuten-Stadt. Die Vorteile für die Bewohnerinnen und Bewohner liegen auf der Hand: mehr Bewegung im Alltag, mehr Aufenthalts- und Lebensqualität im Quartier, mehr Klimaschutz und weniger schädliche Umweltauswirkungen. 

Voraussetzung für die Stadt der kurzen Wege sind eine dichte Bebauung, eine durchmischte Nutzung, sichere und attraktive Fuß- und Radwege und natürlich ein entsprechendes Angebot an Infrastruktur. Beim Agenda-Forum am 21. November im Gemeindehaus St. Georg diskutierten Oberbürgermeister Martin Ansbacher, Umwelt- und Baubürgermeister Tim von Winning und Prof. Christina Simon-Philipp, Leiterin des Zentrums für nachhaltige Stadtentwicklung in Stuttgart, die Chancen und Hemmnisse für dieses Konzept.

Die Wissenschaftlerin zeigte Beispiele aus anderen Städten wie Paris, wo die Idee der 15-Minuten-Stadt entwickelt wurde und sich in der Umwandlung von Auto- zu Fahrradstraßen und Fußgängerpromenaden bereits deutlich zeigt. Auch die viel gelobten Superblocks in Barcelona mit großen Spiel- und Aufenthaltsflächen und viel Grün oder das fahrradfreundliche Kopenhagen seien schon heute gute Beispiele für ein radikales Umdenken bei der Stadtplanung. Auch in Ulm sei bereits viel erreicht worden, stellte Prof. Simon-Philipp fest. In einem großen Teil der Innenstadt seien die Kriterien für die 15-Minuten-Stadt bereits eingehalten.

Bürgermeister von Winning ging ausführlicher auf die Ulmer Umsetzung ein. So sei das neu entstandene Quartier Am Weinberg auf eine gute Mischung von Wohnen und Arbeiten und kurze Wege zu Einkaufsmöglichkeiten ausgerichtet, über die Linie 2 besteht außerdem eine hervorragende Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz.

Bei der Ansiedelung von Lebensmittelmärkten wird auf gute Erreichbarkeit geachtet, zum Beispiel in Jungingen, wo ganz aktuell der Standort für einen Supermarkt bewusst nicht am Ortsrand, sondern mitten in Jungingen gewählt wurde, damit der Markt für die gesamte Ortschaft zu Fuß erreichbar ist.

Gleichzeitig sei die Umsetzung der 15-Minuten Stadt in Ulm wie auch in anderen Städten nur Zug um Zug möglich und brauche auch die Akzeptanz der Bevölkerung. Dies werde zum Beispiel dann deutlich, wenn der PKW-Verkehr zugunsten von Rad- und Fußwegen auf Flächen verzichten müsse, wie an der Münchner Straße, wo auf diese Weise breite und komfortable Radwege entstanden sind. 
An anderer Stelle sieht Bürgermeister von Winning noch viel Potenzial für eine nachhaltige Stadtentwicklung. So sei es sinnvoll, mehr Wohnraum in der Wissenschaftsstadt anzusiedeln, zum einen wegen der kürzeren Wege zu den tausenden Arbeitsplätzen vor Ort, aber auch um die Straßenbahnlinie besser auszulasten. Derzeit seien die Bahnen in der Regel morgens in Richtung Eselsberg knallvoll und in Richtung Innenstadt komplett leer, während sich zur Feierabendzeit das umgekehrte Bild ergibt. Auch in der Nachverdichtung der Bebauung in den Ortsteilen sieht er große Chancen, dort für bessere Bedingungen für die Nahversorgung zu schaffen.

Die Diskussion mit dem Publikum zeigte das große Interesse an der konkreten Umsetzung in Ulm. Das Thema soll nun vom Arbeitskreis Mobilität weiter bearbeitet werden. Interessierte können im Agenda-Büro die Sitzungstermine des AK erfragen.

Petra Schmitz, Agenda-Büro