Ehrenamt in Zeiten von Corona

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Ehrenamt in Zeiten von Corona

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Die Corona-Pandemie schränkt nach wie vor viele ehrenamtliche Tätigkeiten ein. Die zwei folgenden Berichte zeigen auf, wie sich freiwillige Engagierte auf die neue Situation unter Corona einstellen. Dabei wird deutlich, wie wichtig ihr Engagement gerade in dieser besonderen Zeit ist.

Eine Freiwillige Helferin berichtet:
Einmal in der Woche treffe ich mich mit Andreas W. Er wohnt und arbeitet im Tannenhof, einer Behinderteneinrichtung in Ulm Wiblingen. Meine ehrenamtliche Tätigkeit unter Corona-Bedingungen sieht ganz anders aus als wir beide es gewohnt sind und liebgewonnen haben. Wir haben feste Rituale, die Sicherheit und Verlässlichkeit geben. Im Moment müssen wir uns allerdings an viele Einschränkungen gewöhnen, die länger anhalten, als wir dachten, und unser „Miteinander“ stark verändern. Im Frühjahr wurden Besuche komplett verboten, sodass ich mit Andreas W. nur telefonieren konnte. Seit den Sommermonaten hole ich ihn wieder regelmäßig ab und wir versuchen, unsere vertrauten Aktivitäten wieder aufzunehmen.

Ich darf nach wie vor nicht in die Räume seiner Wohngemeinschaft, sodass Andreas W. draußen auf einer Bank auf mich wartet. Die Schutzmaßnahmen sind umfangreich, aber natürlich sinnvoll, und so machen wir uns mit aufgesetzter Schutzmaske auf in diese Welt. Je nach Wetterlage fahren wir mit dem Fahrrad, damit er fit bleibt. Jetzt in der kälteren Jahreszeit gehen wir in einen dafür vorgesehenen Besucherraum und spielen miteinander, natürlich alles mit dem vorgegebenen Abstand.

Trotzdem bleibt es gerade für Menschen mit starker geistiger Behinderung oft schwer zu verstehen, warum soziale Angebote wie zum Beispiel gemeinsame Einkäufe oder Freizeitaktivitäten nur reduziert möglich sind. Ich beobachte, dass die oft hart erarbeitete Selbständigkeit im Alltag verloren geht. Die notwendigen Schutzmaßnahmen können besonders bei Menschen, die auf körperliche Nähe, direkten und insbesondere visuellen Kontakt angewiesen sind, zu einem Gefühl sozialer Isolation beitragen. Ich finde, dass Teilhabe am ganz normalen gesellschaftlichen Leben – auch unter Corona-Bedingungen – nicht verloren gehen darf. Gerade deshalb mache ich mir Sorgen, dass Inklusion zu den sozialen Opfern von Corona gehört.

Karin Hanekamp

Gutes Konzept und einsichtige Kunden geben Sicherheit
„Wir haben so ein tolles Verhältnis aufgebaut zu den Menschen, die hier wohnen“, sagt Sabine Back, Ehrenamtliche in der DRK-Kleiderkammer am Mähringer Weg. Seit der Secondhand-Laden vor fünf Jahren im Keller der Unterkunft für Geflüchtete eröffnet wurde, schafft Sabine Back mit großer Freude im Team, das „immer internationaler“ geworden sei. Anders als bisweilen im Berufsleben „steht hier keiner untätig rum und labert. Hier packen alle mit an.“ Das war auch so, als nach dem Frühjahrs-Lockdown gemeinsam überlegt wurde, unter welchen Bedingungen die Kleiderkammer wieder geöffnet werden könnte.

Jede/-r steuerte Ideen bei zum Hygienekonzept: Die „Einbahnstraßen“ und Abstände sind markiert, es herrschen Masken- und Desinfektionspflicht, viele Schilder weisen auf die Regeln hin, an der Kasse wurde ein Plexiglas-Schutz angebracht. Derzeit dürfen sich nur drei Kunden gleichzeitig zwischen den Kleiderständern aufhalten. Zum persönlichen Schutz haben die zwölf Mitarbeitenden vom Roten Kreuz FFP2-Masken erhalten. Damit „und wenn sich die Kunden diszipliniert verhalten“, fühle sie sich absolut sicher, sagt Sabine Back.

Die 67-Jährige hat nie erwogen, aus Angst vor Ansteckung zu pausieren. „Denn unser Konzept ist gut.“ Sie weiß: „Die Leute brauchen uns auch jetzt“ – und sie hielten sich an die Regeln. Die Ehrenamtliche erinnert sich nur an einen einzigen Fall, in dem einem jungen Mann ständig die Maske verrutschte. Sicherheitshalber hätten die Mitarbeitenden eine Schulung absolviert, um in kritischen Situationen deeskalieren zu können. Allerdings habe sie das Gelernte noch nie anwenden müssen. Sie ist überzeugt: „Wie man in den Wald hineinruft, schallt es zurück.“ Anders ausgedrückt: Ein freundlicher Hinweis bewirkt mehr als das Pochen auf die Regeln im Kommando-Ton. Das galt auch im Fall der verrutschten Maske im Keller der ehemaligen Hindenburgkaserne.