Gardena lässt Gutes gedeihen

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Gardena lässt Gutes gedeihen

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Eine längs gestreifte Schlange liegt im Gras. Mit ihrer knallorangen Schnauze. Etwas Blau und Schwarz sind auch dabei. Das Ende der Schlange ist aufgewickelt. Fast jeder Hobbygärtner hat wohl den Schlauch von Gardena in seinem Garten. Oder eine der kleinen oder großen Gartenscheren - natürlich in Orange-Blau-Schwarz -, die ein paar Äste abbeißt. Oder aber den Mähroboter, der sich durchs Gras frisst.

Der Hersteller von Gartengeräten sitzt im Ulmer Donautal. Inmitten des Industriegebiets. Inmitten von viel Asphalt, großen Fabrikgebäuden, umkreist von schweren Lastern. Dort aber auch liegt ein grünes Kleinod. Hier atmet das Industriegebiet. Gardena hat nämlich einen großen Garten. Und diese 20.000 Quadratmeter steuern sogar Schmetterlinge und Bienen an. Hier erwartet sie Nahrung. Frische, gelbe Pollen, gereicht in Blütenkelchen - statt an Feinstaubpartikel geklammert.

Der Garten der Firma Gardena ist natürlich nicht nur da, weil man damit bei den Mitarbeitern punkten kann, die ihre Päuschen dort machen. Er erfüllt hier auch, ganz banal, einen geschäftlichen Zweck. Er ist der Showroom der Gartenfirma. Hier kann man sich davon überzeugen, was die Produkte der Firma können.

„Doch der Garten ist mehr“, sagt Gardena-Sprecher Heribert Wettels: „Durch ihn führen viele Wege, es gibt einen Teich mit Fischen drin, Hecken, Bäume, Rasenflächen, Blühwiesen - und etwas ganz Besonderes: Bienenstöcke. Mit acht oder zehn Völkern. Wir produzieren unseren eigenen Honig dort.“ Den bekommen die Mitarbeiter dann zu Weihnachten. „Da arbeiten wir mit einem Imker aus Ulm zusammen.“

Was die Umwelt betrifft, will die Firma, die es seit 1961 gibt, nachhaltig sein. So haben alle Geräte 25 Jahre Garantie. Sollte eines doch kaputt gehen, sollte man sich kein Neues kaufen müssen. Denn „Reparierfähigkeit“ ist Teil der Philosophie. Einzelteile können über die Internetseite nachbestellt werden. Außerdem arbeiten laut Wettels alle produzierenden Gardena-Werke mit hundert Prozent Ökostrom. „Auch unsere drei tschechischen Werke. Das war gar nicht so einfach in Tschechien hundert Prozent Ökostrom her zu bekommen.“ Am Standort Heuchlingen, wo die Kunststoffteile hergestellt werden, gibt es ein eigenes Blockheizkraftwerk. Auf Erdöl basierten Kunststoff kann Gardena Wettels zufolge noch nicht verzichten. Plastik aus Pflanzenfasern oder Maisstärke habe sich noch nicht für die Produkte bewährt. „Aber wir schauen, dass wir möglichst viel recyceltes Plastik verwenden.“ Zur Fahrzeugflotte der Geschäftsautos gehören fünf E-Autos und zwei Hybrid-Autos.

Auch sozial nachhaltig will der Konzern sein. Einmal im Jahr kommt das Deutsche Rote Kreuz zu Gardena und die Mitarbeiter dürfen während der Arbeitszeit Blut spenden. Vor zwei Jahren hätten auch jede Menge Mitarbeiter bei der Stammzellen-Typisierungsaktion in der Firma mitgemacht.

Bereits seit den 80er Jahren arbeitet er mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung zusammen. Das heißt: Die Firma gibt Montageaufträge heraus an Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum eine Chance hätten.

Heribert Wettels: „Es ist ein Win-Win-Situation. Klar, es sind manuelle Tätigkeiten, die sehr lohnintensiv sind.“ Im Klartext: Die Gardena einiges kosten würde. „Wir könnten die Arbeit auch ins günstigere Ausland auslagern. Wir haben uns aber dagegen entschieden. Zum einen, aus sozialen Gründen. Zum anderen, weil so schneller und spontaner nachproduziert werden kann.“  Wenn  beispielsweise Gartenschläuche in einem heißen Sommer stark nachgefragt werden. Würden die in China gefertigt, müsste man längere Lieferzeiten einkalkulieren. Sprecher Heribert Wettels: „Ein Schiff aus China braucht sechs bis acht Wochen, dann ist die Saison rum und Gartenschläuche interessieren keinen mehr.“ Außerdem bräuchten dem Sprecher zufolge die Werkstätten für Menschen mit Behinderung die Aufträge aus der Wirtschaft.

Heribert Wettels: „Was wir auch immer merken: Dass diese Menschen sehr stolz auf ihre Tätigkeit sind, sich stark mit unserer Marke identifizieren. Weil das auch Produkte sind, die sie verstehen. Von denen sie wissen, wie sehen die am Ende aus, wie und wo werden die eingesetzt… Das wäre anders, müssten sie nur Einzelteile zusammen setzen. Die dann zum Beispiel im Auto verbaut werden.“ Wettels findet toll, dass viele von ihnen sagten, wenn sie gefragt werden: „Ich arbeite bei Gardena.“

Im Werk in Niederstotzingen, wo Metalltechnik gemacht wird, kooperiert Gardena mit der Arbeiterwohlfahrt aus Heidenheim. Dabei geht es um die Integration von Langzeitsarbeitslosen. Die oft Probleme haben, einen Job zu finden, wenn sie als Bewerber gestehen müssen, dass sie lange arbeitslos waren. In Heidenheim können diese Menschen in einem geschützten Umfeld wieder ins Arbeiten kommen. „Verlängerte Werkbank“ nennt sich das Konzept.

Im November 2017 hat die Firma gemeinsam mit ihrem Logistikpartner Noerpel etwas Neues gestartet. Denn Noerpel hatte ein Lager errichtet, das überwiegend von Gardena genutzt wird. Zum Neubau gehört eine Montagehalle für die Produktion von, unter anderem, Schlauchwagen. Die neue Werkstatt, die sich „Heuweg 7“ nennt, bringt nun alles unter einem Dach zusammen, gemeinschaftlich betrieben durch die beteiligten sozialen Einrichtungen. Und so sind von Anfang an auch die Lebenshilfe Donau-Iller mit den Donau-Iller-Werkstätten, die St. Elisabeth-Stiftung mit dem Heggbacher Werkstattverbund, sowie die Arbeiterwohlfahrt Heidenheim als Partner dabei. Dort arbeiten nun Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen aus der Region mit Langzeitarbeitslosen in einem industrieähnlichen Betrieb zusammen.

Unternehmenssprecher Heribert Wettels ssagt: „Das Schöne da ist - anders als in manch einer Werkstatt für Behinderung, wo Werkstatt und Behindertenwohnheim oft als eine Einheit zusammen gehören: Hier herrscht eine ganz normale Arbeitssituation. Und man fährt wie alle anderen zur Arbeit.“ Durch das Projekt hätten beide Seiten noch mehr voneinander gelernt. „Die Wirtschaft nämlich, wie ein Soziale Einrichtung tickt. Und die Soziale Einrichtung, wie die Wirtschaft tickt. Spannend!“

Text und Fotos: Isabella Hafner