Tschüss Kohle! Künftig macht das Gas Dampf

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Tschüss Kohle! Künftig macht das Gas Dampf

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Auf dem Platz, wo bisher große Kohleberge lagerten, bei der „Fernwärme Ulm“ in der Ulmer Weststadt, da sollen demnächst für 35 Millionen Euro zwei Blockheizkraftwerke entstehen - die mit Erdgas laufen. Endgültig wird es also bald vorbei sein in Ulm mit dem Kohlezeitalter. Erdgas soll den Ulmern und Ulmerinnen ein warmes Zuhause bescheren. Bereits jetzt wird etwa die Hälfte des Wärmebedarfs in Ulm über Fernwärme gedeckt. Darunter sind auch viele Industrie- und Geschäftskunden.

Aktuell ist das Fernwärmenetz 160 Kilometer lang und führt bis auf den Eselsberg ins Univiertel. Auch die komplette Innenstadt, ein Teil der Weststadt, Böfingens, Wiblingens und fast das ganze Industrie- und Gewerbegebiet Donautal werden mit Wärme - und auch Kälte - versorgt. In den kommenden Jahren sollen das Wohngebiet am Safranberg und das Stadtquartier „Am Weinberg“ hinzu kommen.

Erdgas ist umweltfreundlicher, denn es stößt weniger CO2 aus als Kohle. Zumindest, wenn es nicht über Fracking zu Tage gefördert wurde - also nicht chemisch aus dem Boden geholt. Sebastian Pongratz, Vertriebsleiter der FUG, sagt zur Herkunft des verwendeten Erdgases: „Hierüber gibt es nach unseren Informationen keine konkreten Angaben, da sobald gefracktes Erdgas ins Gasnetz eingespeist wird, es von konventionell produziertem Erdgas weder zu trennen noch zu unterscheiden ist.“

Doch nicht nur Wärme (etwa 45.000 Kilowatt Wärmeleistung) liefern die beiden - jeweils 200 Tonnen schweren - Motoren des Bockheizkraftwerks. Sie liefern auch eine Leistung von 20.000 Kilowatt Strom. Der fällt hier wegen der Kraft-Wärme-Kopplung an.

Die Bundesregierung will, dass der CO2-Ausstoß in Deutschland um 80 bis 95 Prozent sinkt bis zum Jahr 2050. Und im Vergleich zu 1990. Die Fernwärme Ulm erreiche das Ziel bereits mit dem neuen Kraftwerk. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums, das sie im Herbst feierte, ist man dort stolz darauf, dass die zur Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzten Brennstoffe - also zur Erzeugung von Wärme und Strom - schon jetzt zu zwei Dritteln „regenerativ“ sind: „Aus Altholz, Biomasse und Müllabwärme.“ Holz wächst nach, Biomasse kommt nach - beides ist organisch. Pflanzen nehmen während ihres Lebens CO2 auf. Das wird dann beim Verbrennen zwar wieder frei. Aber zur selben Zeit wandeln es wieder neue Pflanzen um. Die Biomasse-Heizkraftwerke I und II der Fernwärme Ulm gingen vor mehr als 15 Jahren in Betrieb. Dort werden jährlich insgesamt fast 85.000 Kilowatt thermische und 14.000 Kilowatt elektrische Leistung erzeugt. Frisch- und Altholz aus einem Umkreis von 100 Kilometern wird dort verbrannt.

Doch wie ist das beim Müll? Das Müllheizkraftwerk im Donautal nutzt die beim Verbrennen von jährlich 165.000 Tonnen Müll anfallende Wärme. Müll kommt zwar ständig nach - „wächst“ aber nicht nach. Plastik und andere Stoffe wären für immer mit ihrem gespeicherten CO2 unter der Erde geblieben…

Der technische Geschäftsführer der Fernwärme Michael Berger sagt: „Die Hälfte des Hausmülls ist biogen.“ Das heißt aus organischen Abfällen. Der Müll stamme aus der Stadt Ulm, dem Alb-Donau-Kreis, dem Ostalbkreis sowie aus den  Kreisen Heidenheim, Sigmaringen, Memmingen und Tuttlingen. FUG-Vertriebsleiter Sebastian Pongratz: „Die Mengen sind seit den letzten Jahre auf konstantem Niveau, das Müllheizkraftwerk ist hervorragend ausgelastet.“

Isabella Hafner